SWR1 3vor8

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In schwierigen Zeiten sollte man wissen, wo es hingehen soll. Denn eine positive Aussicht gibt Kraft und Geduld. Wenn man weiß, dass die Anstrengungen auf dem Weg sich lohnen, dann gibt man nicht auf, wenn es schwierig wird. Das ist beim Wandern so – und auch sonst im Leben.

Das wusste schon der Seher Johannes. Er hat eine der ersten Christengemeinden geleitet, als die Leute alles aufgeben wollten: Die Zukunft hat ihnen Angst gemacht. Wie sie gedacht und geglaubt und gelebt haben, das war damals gefährlich und wurde hart bestraft. Die Menschen hatten Angst vor der Zukunft.

Da erzählt ihnen Johannes von seinen Träumen und Visionen. Für die Menschen damals war klar: In den Träumen spricht Gott. Deshalb haben sie genau zugehört, was Johannes ihnen erzählt hat. Heute wird das in den evangelischen Gottesdiensten vorgelesen. In seinen Träumen hat Johannes Menschen gesehen, die singen. Nicht irgendwelche Menschen – die Menschen, die so voller Angst waren. Die werden singen, hat Johannes geträumt. „Groß und wunderbar sind deine Werke, allmächtiger Gott!“ werden sie singen. „Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege!“ (Offb 15, 3) Sie werden alles überstehen, was sie jetzt befürchten. Und singen wie Menschen singen, die es geschafft haben.

Die ängstlichen Menschen damals haben gespürt: Die Visionen des Johannes sind nicht bloß Träume und Schäume. Er malt nicht bloß ein positives Bild von der Zukunft, um uns zu vertrösten und zu beruhigen. Er schöpft seine Hoffnungen ja aus den guten Erfahrungen, die Menschen früher bereits gemacht haben. Seine Träume erinnern daran, wie Gott die Menschen aus der Gefangenschaft in Ägypten befreit hat. Sie erinnern an Jesus, der schon am Ende schien. Aber Gott hat ihn auferweckt. Davon haben die Menschen in den Träumen gesungen, die Johannes weiter erzählt. 

Und ich glaube: Wer auf sein Leben zurück blickt, wird auch selber von solchen Erfahrungen reden können, die Hoffnung machen. Wie es doch wieder gut geworden ist, als ich schon dachte, jetzt ist alles aus. Wie ich plötzlich eine neue Idee hatte und genügend Kraft und Mut und eigentlich gar nicht wusste, wo die hergekommen sind.

Ich finde: Von solchen Erfahrungen müssen wir Christen erzählen. Damit können wir denen Hoffnung machen, die sich heute vor der Zukunft fürchten.Unseren Kindern zum Beispiel und den Enkeln. Vielleicht sogar noch mehr den älteren, die sich so viele Sorgen machen und ihre guten Erfahrungen anscheinend ganz vergessen haben. Die sollten wir daran erinnern. Und manchmal vielleicht dazu sagen: „Wunderbar sind Gottes Werke“ – so wie damals Johannes, der Seher.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17593
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