Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Das Wichtigste zum Leben sind Brot und Wasser, Kleidung und Wohnung...“, so heißt es im Buch eines weisen Lehrers im Alten Testament der Bibel (Jesus Sirach 29,21). Klingt ziemlich banal, ist es aber nicht. Fast 300.000 Menschen verfügen in unserem Land über keine feste Wohnung. Tendenz steigend, denn Wohnraum ist für viele nicht mehr bezahlbar.

Manche Alleinerziehende tun sich schwer, Migranten, alte Menschen mit mickrigen Renten, Kranke und Angeschlagene. Sogar Erwerbstätige im Niedriglohn haben Probleme, denn bei ihnen gehen fast zwei Drittel ihres Einkommens allein für´s Wohnen drauf. Auch Langzeitarbeitslose bekommen immer wieder Stress mit ihrer Unterkunft. Der gesetzlich fixierte Mietzuschuss deckt die realen Kosten nicht ab, aber eine billigere Wohnung ist nirgendwo in Sicht. Manche dieser Wohnungssuchenden müssen am Ende in städtische Asyle eingewiesen werden und finden sich nicht selten in elenden Buden und verschimmelten Kellerlöchern wieder. 

Wie Hohn klingt da der Artikel 25 der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“,  wonach jeder Mensch Anspruch hat auf eine menschenwürdige Wohnung. Die Staaten sind verpflichtet, heißt es da, das Angebot an erschwinglichem Wohnraum zu vergrößern. Das überlässt man hierzulande lieber dem Markt. Der ließ sich auch nicht lange bitten und hat das Wohnungsangebot für gut Betuchte erhöht, aber gleichzeitig die Einkommensschwachen abgehängt. Für sie ist dieser Wohnraum einfach zu teuer. Sie ziehen auch dann den Kürzeren, wenn Mietwohnungen verkauft und in Eigentum umgewandelt werden.

Die Finanzkrise macht gegenwärtig gerade die Immobilien zum Objekt der Begierde. Immer wieder erwerben Investoren, Hedgefonds und Spekulanten manchmal ganze Wohnsiedlungen und lassen sie so verwahrlosen, bis die Bewohner das Weite suchen. Dann wird saniert oder gleich platt gemacht, um teure Appartements zu errichten.

In wenigen Tagen werden wir zu den Urnen gerufen, um neue Kommunal-Parlamente zu wählen. Noch ist Zeit, den Kandidatinnen und Kandidaten auf den Zahn zu fühlen: Wie stehen Sie zum sozialen Wohnungsbau und zur kommunalen Wohnraumförderung?

Viele von uns dürfen sich freuen, wenn sie heute Abend nach der Arbeit wieder den Schlüssel zu ihrer Wohnungstür umdrehen. Wie schön ist es, nachhause zu kommen und daheim zu sein. Die Wohnung schenkt Geborgenheit, ist Ort der Intimität. An ihr hängt Lebensqualität.

Eine menschenwürdige Wohnung darf daher niemandem vorenthalten werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17553
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