Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Es sind nicht nur Tränen der Rührung und des Glücks, die heute am Muttertag fließen, sondern auch Tränen des Unglücks und einer unendlichen Trauer. Viele Mütter warten nämlich vergebens auf ein Zeichen der Dankbarkeit. Der Briefkasten - gähnend leer, die Mail-Box ebenso, und das Telefon schweigt. 

Mit erschreckender Unerbittlichkeit sagen sich heute viele junge Menschen von ihren Eltern los, vornehmlich die Töchter von ihren Müttern – so, als hätte es nie eine Herkunftsfamilie gegeben. Dass es rappelt zwischen Jung und Alt, ist nicht außergewöhnlich. Und die Eltern möchte ich kennen, die sich keine Fehler in der Erziehung ihrer Kinder vorzuwerfen hätten. Aber muss man deswegen gleich die Brücken hinter sich abbrechen? 

Damit nicht genug: Vielen Großeltern werden auch noch ihre Enkelkinder vorenthalten. Eine „kalte Aussperrung“ sozusagen. Kontakte sind untersagt, Geschenke werden abgewiesen: „Annahme verweigert“. Das erste Lächeln des Kleinkinds, die ersten tapsigen Schritte, das erste gestammelte Wort – das alles läuft an den Großeltern vorbei. „Opa“, „Oma“ hören manche von ihnen jeden Tag die Nachbarskinder rufen. Aber das gilt eben nicht ihnen und trifft sie wie ein Stich ins Herz. Betrogen um den Trost und den Glanz der alten Tage laufen sie Gefahr, zu verbittern. Betrogene sind aber auch die Enkelkinder, betrogen um die Liebe und Zuneigung ihrer Großeltern. Kindern Liebe vorzuenthalten, ist ja wirklich das Letzte. Denn Liebe ist ihr Lebenselixier, sie können nie genug davon bekommen. 

Was da immer auch in früheren Jahren zwischen Eltern und Kindern geschehen sein mag – es rechtfertigt niemals einen solchen Bruch. Konflikte kann man – vielleicht auch mit Hilfe von außen – aufarbeiten. Wenn nicht – wie wär´s, wenn man sie einfach ruhen ließe, statt sie auch noch auf die nächste Generation zu übertragen? Gerade über die Enkelkinder wäre ja ein Neuanfang sozusagen spielend leicht.

Der Muttertag ist keine christliche Erfindung, aber ein schönes Zeichen. Alle wurden wir von unseren Müttern unter Schmerzen geboren. Fast alle sind wir von ihnen mit Hingabe und Liebe groß gezogen worden. Mütter verdienen den Dank ihrer Kinder.

Ich bete heute vor allem für die „Schmerzensmütter“ unserer Tage, für die, die verlassen worden sind. Vielleicht könnten wir als Nachbarn, als Freundinnen und Freunde diesen Müttern ein wenig Aufmerksamkeit und Zuwendung schenken – und dies nicht nur heute!

 

 

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17550
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