Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Es gibt immer mehr Gewohnheitsatheisten, sagen Soziologen. Ich kann das verstehen. Man kommt im Leben klar, ohne an Gott zu denken. Mir passiert das manchmal auch, dass ich ganz unreligiös durch den Alltag gehe und es kaum eine Rolle spielt, was ich glaube. Und es gibt zunehmend Menschen, die leben immer so. Und Sie sind keine schlechteren Menschen als ich und viele Christen. Sie lehnen Gott oder die Religion nicht ab. Gott ist aus ihrem Leben verschwunden. Gewohnheitsatheismus.
Wie gesagt, ich kann es verstehen, aber ich finde es auch sehr schade. Weil ich an mir erlebe: Wenn mir Gott verschwindet, geht auch entscheidendes von mir verloren.
Ich merk das oft, wenn ich im Fitnessstudio bin. Wie das?
Im Fitnessstudio fällt mir ganz oft ein, wie wichtig der Glaube an Gott ist, damit ich ein ganzer Mensch bin.
Da sitzt man an den Geräten, strengt sich an, spürt intensiv seinen Körper. Trainiert für die Gesundheit. Und das ist gut. Dass man sich nicht gehen lässt. Körperlich nicht verlottert, um es drastisch zu sagen. Und es tut mir besonders gut, wenn der Coach im Studio herkommt und meine Haltung bei den Übungen korrigiert. Oft mache ich sie nicht ganz 100%ig. Mache es mir ein bisschen bequem. Nicht intensiv genug. Dann muss mich einer korrigieren.
Diese Aufmerksamkeit für den Körper ist wichtig für die Gesundheit. Und die Seele? Ist es nicht eigentlich genauso wichtig, auf die Seele zu achten? Herz, Geist und Seele zu trainieren. Und ich finde: um Herz, Seele und Geist zu üben, brauche ich auch Religion. Gott.
War das schon alles im Leben?
Woran kann man sich verlassen in dieser Welt, die immer unübersichtlicher wird? Wer korrigiert meine moralische und soziale Haltung, wie der Coach im Fitnessstudio, wenn ich es mir im Leben mit anderen zu leicht mache? Wenn ich durchhänge oder mich gehen lasse.
Natürlich fallen mir diese Fragen im Fitnessstudio nicht alle auf einmal ein. Mal die eine und mal die andere. Beim Training kann ich da gut nachdenken.
Und der Glaube ist ein Reservoir, aus dem ich schöpfen kann, um meine Antworten zu finden. Die Goldene Regel von Jesus z. B. hat die Potenz zum Haltungscoach: Da bin ich nach einem Konflikt mit einem anderen in der Schmollecke. Warte dass der andere den ersten Schritt tut. „Was Du willst, das die anderen Dir tun, damit komm ihnen zuvor,“ hilft mir da die Goldene Regel auf die Sprünge.
Und manchmal denke ich: Gott ist die Mitte, um die mein Leben und jedes Leben kreist.

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