SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Heute endet das jüdische Pascha-Fest. Es erinnert jedes Jahr an den Auszug aus Ägypten, an die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei. Damit traten die Israeliten als eigenes Volk in die Geschichte der Menschen. Vor einem Pascha-Fest wurde Jesus am Kreuz hingerichtet und ist am Festtag auferweckt worden. Die Befreiung des Volkes Israel und die Errettung Jesu aus dem Tod liegen nah beieinander – das jüdische Pascha und das christliche Ostern sind in diesem Jahr auch zeitlich nah beieinander. Eine Woche lang feierten nun die Juden ihr Pascha – Leben und Befreiung, eine Woche lang feiern wir Christen in den unterschiedlichen Konfessionen Ostern – Leben und Befreiung. Die Woche nach Ostern hat im Festkalender der Kirchen eine besondere Bedeutung. Wir feiern von Sonntag bis Sonntag eine neue Dimension des Lebens: die Befreiung zum Leben über den Tod hinaus. Diese neue Dimension ist aber nicht nur auf das Jenseits bezogen, auf das ewige Leben, sondern auch auf das Leben hier und jetzt. Auch im Diesseits gilt es die Menschen zu befreien von allem, was tot macht. Ich kann mich einsetzen für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung und so Menschen zum Leben befreien. Und wenn ich selber müde bin, darf ich mich von der Lebenshoffnung und Lebensfreude anderer mittragen lassen. Goethe hat einmal gesagt: Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst. Wenn ich auf Ostern schaue und dieses Fest eine Woche nachklingen lasse, dann wird dieses Wort für mich lebendig. Der Sinn des Lebens liegt nicht außerhalb des Lebens oder gar erst im Himmel. Das Leben selber hat einen Sinn, auch wenn es oft genug sehr brüchig erscheint. Das Leben - eingespannt zwischen Geburt und Tod, zwischen Licht und Dunkel, zwischen Gesundheit und Krankheit – dieses Leben mündet im Leben. Pascha und Ostern sind Feste des Lebens und der Befreiung zum Leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17405
weiterlesen...