Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Die Auferstehung, die ihr Christen an Ostern feiert – das ist doch bloß eine Illusion. Reines Wunschdenken, damit man eine Hoffnung hat gegen die Angst vor dem Tod. Da will ich mir nichts vormachen.
Viele sagen das und nicht erst heute. Ein paar Tage, nachdem man Jesus damals hingerichtet hatte, sprachen seine Anhänger von Auferstehung. Wir haben es erlebt, haben sie gesagt. Er war bei uns. Da hat man ihnen entgegen gehalten: Ihr macht euch was vor. Wahrscheinlich hat jemand seinen Leichnam gestohlen. Seht das mal realistisch.
Trotzdem glauben es viele und vertrauen darauf. Bis heute Illusion! Sagen da auch heute viele. Reines Wunschdenken. Damit rettet ihr euch vor der Angst vor dem Tod.
Wunschdenken ist das, das sich Menschen ausdenken, weil sie die Realität sonst nicht ertragen.
Aber der Glaube an die Auferstehung ist anders, scheint mir. Ich will an einem Beispiel deutlich machen, wie ich das meine: Zuerst hat eine Handvoll Leute Erfahrungen gemacht. Und davon erzählt. Wir haben ihn erlebt. Er ist unter uns. Und die das hörten, haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Die Traurigen haben das Leben wieder gespürt. Die Enttäuschten hatten neue Hoffnung. Die Ängstlichen bekamen Mut. Die Zweifelnden konnten wieder vertrauen. Und die gedacht haben, alles ist aus und vorbei, die haben erlebt: Das Leben fängt neu an. Menschen haben das, was man ihnen gesagt hat, in dem wieder gefunden, was sie erlebt haben. Und angefangen zu glauben: Gott ist stärker, als der Tod.
Da haben immer mehr Menschen gewagt, auf das zu vertrauen, was man ihnen erzählt hat. Jesus ist auferstanden. Gott hat ihn auferweckt. Und er wird auch uns auferwecken, wie ihn.
Ist das nun eine Illusion? Wunschdenken?
Ist es denn eine Illusion, wenn ich dem vertraue, der mir sagt: Ich liebe dich? Beweise habe ich nicht. Liebe kann man nicht beweisen. Aber ich habe Erfahrungen: Ein Anruf, der meine Lebensgeister weckt. „Ich wollte bloß mal deine Stimme hören“. Eine Tüte Brötchen: „Ich würde gern mit dir frühstücken“. Ein Angebot für eine ungeliebte Aufgabe: „Das kann ich doch für dich machen“. Beweise sind das nicht. Das könnte ich alles auch ganz anders verstehen. Aber ich habe auch die Worte. Dieses: Ich liebe dich.
Ich finde: So ist das mit der Auferstehung auch. Es gibt das, was andere mir erzählen. Und es gibt die Spuren, die ich sehe und erlebe. Beides kommt zusammen. Ich finde, das ist keine Illusion. Nicht die Liebe. Und die Auferstehung auch nicht.  Deshalb vertraue ich darauf. Dann machen sie mein Leben hell. Die Liebe. Und die Auferstehung. Ich finde, das ist schon fast ein Beweis.

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