Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Christopher und Nina wollen heiraten. Eigentlich nichts Besonderes, könnte man denken. Sie sind Anfang dreißig, das ist doch das richtige Alter um eine Familie zu gründen. Aber für alle, die Christopher und Nina kennen, ist das etwas ganz Besonderes. Denn die beiden kennen sich bereits seit vielen Jahren und sie haben Schlimmes erlebt. Christopher war schwer krank. Jahrelang hat er gekämpft. Viele haben sich große Sorgen gemacht um ihn.
Das haben die beiden miteinander durchgestanden. Wir haben immer wieder, auch als es ganz schlimm war, so schöne Tage gemeinsam erlebt, hat Nina mir erzählt. Wir waren beieinander, das haben wir genossen. Manchmal hatten wir ein ganzes, superschönes Wochenende miteinander, sogar mal ein paar Tage Urlaub. Das Leben ist so schön! Im Rückblick auf 4 schwere Jahre hat Nina das gesagt. Mitten in schwerer Krankheit und eigentlich nahe am Tod haben sie das Leben entdeckt und schön gefunden.
Für mich ist das eine Ostergeschichte. So wie die Geschichte von den beiden Freunden Jesu, die nach seiner Hinrichtung müde und enttäuscht auf dem Weg nach Hause waren. Mitten in ihren Hoffnungen, mitten in ihrem Leben in einer großen Freundesschar war der Tod über sie hereingebrochen. Sie sahen nur noch Gefahr und Tod. Da waren sie alle auseinander gelaufen. Jetzt war jeder nur noch  allein, für sich. Und die beiden Freunde Jesu, die immerhin noch gemeinsam unterwegs waren, reden nur noch vom Tod und von ihrer Enttäuschung und wie schlimm das Leben doch ist. Die Fakten sind so. Etwas anderes können sie nicht sehen.
Die Bibel erzählt: Da begegnet ihnen ein Fremder. Der hört sie klagen. Und er sagt: „Wie träge doch euer Herz ist!“ (Lk 24, 25) Ein Herz, das nur noch die schlimmen Fakten sehen kann, das ist träge und unbeweglich. Mir leuchtet das ein – vor allem, seit ich Christopher und Nina kenne. Die waren beweglich. Die haben geschaut, wo Leben ist. Und haben erlebt: Leben ist schön! Auch wenn es Krankheit und Tod gibt.
So wie die traurigen Jünger damals. Die laden den Fremden schließlich zum Essen ein. Da erleben sie, wie gut es tut, miteinander zu essen und zu trinken. Da erleben sie wieder, wie schön das Leben ist. So, wie es mit Jesus war. Und am Ende, als der Fremde schon wieder weg ist, da begreifen sie: Das war ja Jesus. Er lebt. Er ist dabei, wenn wir zusammen essen und trinken und an ihn denken.
Genauso sehen das Christopher und Nina. Die haben mehr gesehen als Krankheit und Tod. Weil ihr Herz nicht träge war. Und jetzt heiraten sie und feiern ein Fest: Weil das Leben stärker ist als der Tod. Wie gesagt: Für mich ist das eine Ostergeschichte.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17399
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