Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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In 108 Minuten flog der erste Mensch um die Erde – heute vor 53 Jahren: Juri Gagarin, Kosmonaut der Sowjetunion. Ihm zu Ehren haben die Vereinten Nationen den 12. April zum Internationalen Tag der bemannten Raumfahrt erklärt.
Als Gagarin von seinem Weltraumflug zurückkam, soll er gesagt haben: „Ich war im Himmel und habe mich genau umgesehen. Keine Spur von Gott!“
„Keine Spur von Gott!“ Mittlerweile sagen das immer mehr Menschen. Manche schreiben sogar gelehrte Bücher darüber. Sie sind sich sicher: Gott gibt es nicht. Und wer etwas anderes glaubt, der ist in ihren Augen nicht klug genug, um die Realität zu begreifen. Oder er ist psychisch so unsicher, dass er den Glauben an eine höhere Macht zur eigenen Beruhigung braucht, einfach um besser durchs Leben zu kommen.
„Keine Spur von Gott?“ – Ich kann Gott in allen möglichen Dingen entdecken. Zum Beispiel in überraschenden Wendungen, die mein Leben genommen hat, die mir erst Angst gemacht haben und die sich dann doch als Glücksfall heraus gestellt haben. Oder in Situationen, wo ich verzweifelt war oder mich wertlos gefühlt habe, und dann ganz überraschend jemand kam, der mich aus meiner Traurigkeit herausgeholt hat oder jemand mich gebraucht hat. Oder als ich das erste Mal meine Tochter und später meinen Sohn im Arm gehalten und über dieses Wunder der Schöpfung gestaunt habe.
Deshalb glaube ich an Gott. Dass er für mich da ist, finde ich beruhigend und tröstend. Und eine große Hilfe, um gelassen durchs Leben zu gehen. Mit Gott an meiner Seite brauche ich meinem Leben nicht durch weltbewegende Taten einen Sinn zu geben. Für Gott hat mein Leben ohnehin schon Sinn. Mit Gott an meiner Seite brauche ich auch nicht ständig zu beweisen, wie toll ich bin. In seinen Augen bin ich sowieso wertvoll – gerade so wie ich bin. Und mit Gott an meiner Seite kann ich auch ganz gut damit leben, dass mir nicht immer alles gelingt, dass ich auch mal Mist baue, auch mal scheitere. An Gottes Liebe zu mir ändert das gar nichts. Wenn Menschen mich vielleicht längst fallen gelassen hätten, gibt Gott mir immer wieder eine Chance zum Neuanfang.
Eigentlich sah Juri Gagarin das übrigens nicht viel anders. Viele Jahre nach seinem Weltraumflug hat er von seinem Flug um die Erde anders erzählt: "Ich saß am Bullauge und beobachtete. Und wer weiß warum, fast immer schien es so, als ob jemand von der Seite mich beobachtete. Und mir schien, dass irgendetwas Großes schaute, wie ich das machte."
Keine Spur von Gott? Anscheinend doch! Sogar im Himmel!

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