Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Der schon wieder, mit dem ist doch nichts anzufangen.“ Kein schönes Urteil über einen Menschen. So haben Schüler auf dem Pausenhof über einen Klassenkameraden geredet. Den ersten Eindruck über einen Menschen machen wir uns bereits wenige Sekunden nach dem Zusammentreffen. Das ist keine lange Zeit. Sie beruht auf einer uralten Fähigkeit, die in uns Menschen immer noch aktiv ist.

Tatsächlich hat das sogar mal Sinn gemacht. Es gab Zeiten in der Menschheitsgeschichte, da war es lebenswichtig, schnell zu entscheiden, ob der, der einem grad begegnet, Freund oder Feind ist. Dieser Eindruck hat sich dann eingeprägt.

Heute bleibt der erste Eindruck immer noch, obwohl uns selten Menschen begegnen, die uns nach dem Leben trachten.

Und ob der Mensch, der mir gerade gegenübertritt, noch derselbe ist, wie beim ersten Aufeinandertreffen, weiß ich auch nicht. Ich weiß nicht, was er alles erlebt hat, das ihn vielleicht verändert hat.

Auf einer Karte habe ich einmal den folgenden (schönen) Spruch von George Bernhard Shaw gelesen: „Der einzige Mensch, der sich vernünftig benimmt, ist mein Schneider. Er nimmt jedes Mal neu Maß, wenn er mich trifft, während alle anderen immer die alten Maßstäbe anlegen in der Meinung, sie passten auch heute noch.“ .

Das ist es doch, jedes Mal neu Maß nehmen. Wie viele schnelle Urteile über einen anderen Menschen muss ich da verändern.

Zum Glück glauben wir an einen Gott, der bereit ist, immer wieder neu für uns Maß zu nehmen. Die Fastenzeit, die uns zum Osterfest führt, ist so ein Angebot für uns. Wir können vieles wieder neu ausrichten und neu beurteilen. Dazu brauchen wir Mut, Offenheit und einen klaren Blick.

In einem modernen Kirchenlied heißt es: „Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde, heut wird getan oder auch vertan, worauf es ankommt, wenn er kommt.“ Geben wir in der neuen Woche uns und den Menschen, die uns begegnen die Chance, neu zu beginnen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17201
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