Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Vom Teufel ist nur noch selten die Rede. Mit den phantasievollen Bildern, die die Maler im Mittelalter von ihm gemacht haben, ist er irgendwie ins Reich der Legenden und Fabeln gerückt. Der Gehörnte mit dem Pferdefuß – eine Art Märchengestalt, wie Drachen und Einhörner. Welcher aufgeklärte Mensch im 21. Jahrhundert könnte an so etwas glauben.
In der Bibel ist öfter vom Teufel die Rede und auch Jesus hat von ihm gesprochen. Allerdings haben die Menschen damals sich nicht einen bocksfüßigen Bösewicht vorgestellt, der nach Schwefel stinkt.
Der Teufel – das war schon damals viel mehr der Name für jene unerklärliche Macht, die Menschen vom guten Weg abbringt. Jene Macht, die wie ein Sog ist und der man sich nur schwer entziehen kann. Wenn einer sich nichts mehr zugetraut hat, wenn jemand sich deshalb auf Machenschaften und Methoden einlässt, die eigentlich bloß Unheil anrichten, dann sah man den Teufel am Werk. Der Teufel macht einem die Freude am Leben kaputt und zerstört so das Gottvertrauen. Wer keine Freude am Leben hat – wie soll der auf Gott vertrauen? Martin Luther hat deswegen den Teufel einen „Vater der traurigen Sorgen und des unruhigen Umtreibens“ genannt und geraten mit aller Kraft gegen die traurigen Gedanken zu kämpfen, mit Musik zum Beispiel, mit Geselligkeit und guten Freunden.
Von Jesus wird erzählt, wie er sich am Anfang seines Weges entscheiden musste: Will er selbst groß rauskommen? Oder sollen seine großen Begabungen anderen zugute kommen? Da hat ihm der Teufel eingeflüstert, was er tun könnte. Er könnte die Menschen verführen, indem er ihnen Brot gibt. Er könnte sie beeindrucken mit Wundertaten. Er könnte sie mit Gewalt unter Druck setzen. Aber, erzählt die Bibel dann: Jesus hat das durchschaut. Er hat begriffen, dass der Zweck nicht die Mittel heiligt. Dass nicht alles erlaubt ist, was Erfolg verspricht. Er hat sich nicht auf die teuflischen Einflüsterungen eingelassen. Er hat seinen Weg gefunden. Den Weg Gottes. (Mt 4, 1-11)
Ich glaube, das kann man von Jesus lernen. Von ihm kann man lernen, worauf es ankommt. Nicht darauf, dass einen die Leute bewundern für das, was man kann und zustande bringt. Vielmehr kommt es darauf an, Gott zu lieben, hat Jesus gesagt. Ihm zu vertrauen, dass er seinen Kindern gutes Leben möglich machen will. Und daran mitzuwirken, dass das Leben gut werden kann. Nicht nur für mich. Aber auch für mich. Und für alle, die in meiner Nähe leben. Bei Jesus klingt das so: „Du sollst Gott lieben. Und deinen Nächsten wie dich selbst.“
Ich glaube, wo Menschen danach leben – da hat der Teufel keine Chance.

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