Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Für Christen beginnt heute am Aschermittwoch die Fastenzeit.
Im Fastenkalender wird jeden Tag eine biblische Erzählung in den Mittelpunkt gestellt. Wundersame Geschichten werden da überliefert. Jesus konnte zum Beispiel auf dem Wasser gehen. Auch wird erzählt, dass er Wasser zu Wein verwandeln konnte oder etwas Brot und ein paar Fische so vermehren konnte, dass eine riesige Menschenmenge davon satt wurde. Wenn man diese Geschichten als Zauberei deutet, dann wäre Jesus ein großer Magier, ähnlich wie Siegfried und Roy oder andere. Das kann total beeindruckend sein. Aber ich glaube nicht daran.

Mich beeindrucken viel mehr die "einfachen" Begegnungen mit Jesus. Meistens, so beschreiben es die Evangelien, kommt es zu einem Gespräch. Im Dialog zwischen Jesus und den Menschen schält sich oft heraus, dass Entscheidungen anstehen. Veränderungen sind notwendig. Aber um diese umzusetzen braucht es Mut, oft sogar viel Mut und einen festen Glauben daran, dass es in der Tat gelingen kann. Oder es braucht den klaren Entschluss, etwas anders zu machen. In Begegnungen mit Jesus fällen Menschen oft die Entscheidung, ihre Lebensweise radikal verändern zu wollen.

Dass ich nicht daran glaube, dass Jesus zaubern konnte habe ich schon gesagt, aber ich glaube daran, dass Jesus Menschen verwandeln konnte. (d.h.) Er hat sie gar nicht selbst verwandelt, quasi gegen ihren Willen, sondern er war sehr achtsam dabei, als sie sich verwandelt haben. Er hat Menschen in Entscheidungssituationen geführt, sie begleitet, sie herausgefordert. Er hat den Menschen den Spiegel hingehalten, ihre Lebensweise hinterfragt und ihnen neue Chancen eröffnet. Es sind innere Prozesse zu erkennen. Die Personen verlassen den Ort der Begegnung anders, als sie ihn betreten haben, verändert.
Zachäus, der Pharisäer Simon, eine Ehebrecherin, etliche Leute von Nazareth. Die Liste der Begegnungsgeschichten ist lang und für mich ergibt sich daraus: Ich brauche Jesus nicht als Magier oder Zauberer, mir reicht es vollkommen, dass in diesen Begegnungsgeschichten Wunderbares passiert, und ich bin überzeugt:
Gott wirkt da, wo Menschen einen Neuanfang wagen. Gott wirkt da, wo Menschen alte, starre Muster aufbrechen und ihr Leben in die Hand nehmen. Gott wirkt da, wo Menschen ihre Fehler eingestehen können und eine neue Chance bekommen. Gott wirkt da, wo Menschen gehört werden und heilsame Erfahrungen machen dürfen.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17106
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