Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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"Hallo!? Ich habe gerade die Handwerker im Haus!"
Lärm, Schmutz, offene Türen. Der Tagesrhythmus richtet sich nach der Baustelle. Alles was einem lieb und teuer ist, muss man in Sicherheit bringen und die Handwerker beaufsichtigen. Man muss aufpassen, dass hinterher nicht mehr Sachen kaputt sind als vorher. "Die Handwerker im Haus!" Ein Alptraum. Eine gute Entschuldigung dafür, wenn man für nix anderes mehr einen Kopf hat, die ganze Aufmerksamkeit liegt auf der Baustelle und drumherum.

Da wirke ich schon fast unglaubwürdig, wenn ich Ihnen jetzt sage, dass ich es gerade ganz anders erlebe: Im Wohnzimmer wird ein neuer Parkett verlegt. Der alte war abgenutzt und hatte einen Wasserschaden, so dass er nicht mehr repariert werden konnte. Und jetzt sind die Handwerker im Haus. Die Arbeiter achten auf Sauberkeit, benehmen sich sehr rücksichtsvoll, sind freundlich, gewissenhaft, korrekt, offen und ehrlich. Ich kann Ihnen sogar so weit vertrauen, dass ich die Hausschlüssel bedenkenlos übergeben habe. Und stellen Sie sich vor: die Rechnung wird schließlich sogar billiger als der Kostenvoranschlag.
Kein Faschingsscherz! Kein Witz! Nur Glück gehabt? Nein, behaupte ich. Wir haben viel besprochen und versucht so wenig wie möglich im Unklaren zu lassen. Der Parkettleger war klar in seinen Bedingungen, was die Baustelle betrifft und ich habe meinerseits offen über meine Anliegen und Bedenken gesprochen.
Und: Das Menschliche kam auch nicht zu kurz in den Gesprächen während den Arbeitspausen.

Ich kenne nun Geschichten aus seiner Familie, seine Hobbys, Urlaubserlebnisse und seinen Kindheitstraum: "Hubschrauberpilot werden!"
Solche Erfahrungen prägen. Wer "die Handwerker im Haus" anders erlebt hat, wird immer misstrauisch sein. Und mir kann das auch passieren, dass ich es wieder völlig anders erleben werde als jetzt. Aber ich glaube schon, dass ich es auch beeinflussen kann. "Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus!" sagt das Sprichwort.
Ich bin überzeugt: Gute Kommunikation ist immer ein Geben und Nehmen. Seine eigenen Bedürfnisse und Interessen kennen und klar formulieren zu können ist das eine. Gut hinzuhören, was der andere sagt und daran zu arbeiten, dass er möglichst viel von dem bekommt, was er braucht, ist das andere. Das Schöne dabei ist: wenn es gelingt, sind alle Beteiligten am Ende zufrieden.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17104
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