Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Einzigartigkeit ist eine tolle Sache. Nur ist es mit ihr schnell vorbei, wenn plötzlich alle auf die gleiche Weise einzigartig sein wollen. Das kann man zum Beispiel jeden Samstag in der Sportschau sehen. Früher waren alle Fußballschuhe schwarz. Dann haben einzelne Spieler angefangen weiße, gelbe oder rote Schuhe zu tragen. Das war etwas Besonderes. Das wollten dann aber immer mehr. Und heute ist es ganz normal, dass Kickstiefel eben bunt sind.
„Alleinstellungsmerkmal“ nennen Marketingleute etwas, das eine Firma, eine Partei oder einen Menschen von anderen unterscheidet und von der grauen Masse abhebt. Allerdings wird es immer schwieriger, solche Alleinstellungsmerkmale zu finden: Nasenringe, Tattoos, gefärbte Haare, das alles waren mal Alleinstellungsmerkmale, sind es aber schon lange nicht mehr. Eine Automarke wirbt zwar damit, dass ihre Fahrzeuge sich von der Masse abheben, verkauft davon aber anderthalb Millionen im Jahr - nicht wirklich einzigartig.
Ich finde, eigentlich könnte man sich die Suche nach solchen Alleinstellungsmerkmalen auch sparen. Denn jeder Mensch ist ja schon für sich einmalig. Keinen gibt es ein zweites Mal. Jeder ist von Gott einzigartig geschaffen worden – Alleinstellungsmerkmale inklusive sozusagen. Das betont auch die Bibel: „Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke“(Psalm 139,14), sagt da ein Psalmbeter zu Gott. Und man kann seine Freude über die eigene Einzigartigkeit richtig spüren. Und im Neuen Testament weißt besonders der Apostel Paulus darauf hin, dass jeder Mensch ganz eigene Fähigkeiten, Stärken und Begabungen hat, die ihn von allen anderen unterscheiden.
Ich muss nicht nach Dingen suchen, die mich einzigartig machen. Ich kann mich einzigartig fühlen, weil ich es schon bin.
Allerdings kann es sein, dass ich diese Einzigartigkeit erst entdecken muss. Vielleicht ist sie auch zugedeckt worden, durch andere Menschen zum Beispiel. Wenn ich von anderen oft gesagt bekomme, dass ich nichts Besonderes bin, dann fällt es mir auch selbst schwer, meine Alleinstellungsmerkmale zu sehen und mich an ihnen zu freuen. Trotzdem gibt es sie.
Die eigene Einzigartigkeit sehen. - Einer der das gut gekonnt hat, war der Dichter Matthias Claudius. In einem seiner Gedichte heißt es: „Ich danke Gott, und freue mich / Wie's Kind zur Weihnachtsgabe, / Dass ich bin, bin! Und dass ich dich / Schön menschlich Antlitz habe“. „Täglich zu singen“, hat er dieses Gedicht genannt.
Ich bin einzigartig. Ich glaube, das sollte man sich tatsächlich jeden Tag bewusst machen und sich drüber freuen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17045
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