Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Menschen sind wie Öltanker, finde ich. Neulich hab ich gelesen: Wenn so ein Riesenschiff anhalten will, dann dauert es eine halbe Stunde, bis es wirklich still steht. Sieben Kilometer Bremsweg hat er dann hinter sich. Und wenn so ein Öltanker mal wendet, braucht er einen Wendekreis von zwei Kilometern. Auch das dauert seine Zeit.
Ich glaube, so ähnlich geht es auch vielen Menschen im Leben. Sie haben zwar erkannt, dass es in ihrem Leben nicht in die richtige Richtung geht und dass sie irgendetwas ändern sollten. Aber Anhalten oder Wenden ist gar nicht so einfach.
Das kenne ich auch von mir selbst. Vor einiger Zeit habe ich angefangen zu joggen. Ganze zwei Wochen habe ich durchgehalten - und dann aufgegeben. Der Grund: Ich habe einfach keinen Erfolg gesehen: Ich hatte nicht das Gefühl, fitter zu werden - das Joggen ist mir auch beim sechsten Mal nicht leichter gefallen als am Anfang - und abgenommen hab ich auch nicht.
Heute denke ich, ich hätte einfach dran bleiben müssen, dann hätte ich auch eine Veränderung gesehen. Es ist nämlich so wie beim Öltanker. Nachdem der Kapitän das Kommando zum Stoppen gegeben hat, merkt man erst mal gar nichts. Das Ding fährt einfach weiter gerade aus. Aber trotzdem tut sich was: Die Schrauben drehen sich in die andere Richtung. Nur braucht es eben Zeit, bis man etwas davon merkt.
Ich denke, man muss sich Zeit geben, wenn sich etwas verändern soll. Auch als Mensch. Man muss Geduld haben. Und auch wenn sich scheinbar nichts tut: nicht gleich aufgeben! Das Bild vom Öltanker erinnert mich daran.
Deshalb wage ich demnächst einen zweiten Versuch. Nächste Woche, am Aschermittwoch fange ich an. Da startet die evangelische Kirche nämlich ihre jährliche Aktion „Sieben Wochen ohne“. Da geht es auch darum, etwas zu verändern, zum Beispiel auf schlechte Angewohnheiten zu verzichten. Mein persönliches Motto heißt dieses Jahr „Sieben Wochen ohne Bequemlichkeit“ und da soll der regelmäßige Sport dazu gehören.
Weil Verzichten und Veränderungen nicht einfach sind, gibt es in vielen Kirchengemeinden zwischen Aschermittwoch und Ostern Gruppen, in denen man Erfahrungen austauschen und sich Mut machen kann. Über die Internetseite von „Sieben Wochen ohne“ (www.7wochenohne.evangelisch.de)kann man solche Gruppen finden. Dort kann man auch einen Kalender bestellen, der einen durch die sieben Wochen mit Denkanstößen begleitet.
Sieben Kilometer braucht ein Öltanker, um anzuhalten. Vielleicht sind sieben Wochen ja genau der richtige Zeitraum, um tatsächlich etwas zu verändern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17043
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