Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Hunde haben Angst vor Briefträgern! Doch, ganz im Ernst! Hunde haben Angst vor Briefträgern! Betrachten Sie die Sache doch einmal mit den Augen eines Hundes: Jeden Morgen schleicht sich ein Fremder - der Briefträger - an das Haus – jetzt gut aufgepasst und kräftig gebellt – und schon verschwindet der Fremde wieder – Gott sein Dank! Dabei sind die meisten Hunde eher Angsthasen. Aber sie wissen, dass man – oder besser Hund – mit viel Gebell viel Eindruck macht.
Wir Menschen reagieren oft genauso wie ein Hund. Ok, ich belle nicht, aber wehe einer kommt mir zu nahe oder macht mir Angst. Bei der Arbeit zum Beispiel. Der scheinbar so nette Kollege, der aber immer ganz genau weiß, was ich so alles falsch mache. Da gehe ich gleich in Verteidigungsstellung und lass ihn gar nicht zu Wort kommen. Oder ich überlege schon vorher, was er alles falsch macht. Und dann passiert, was passieren muss: Mein Kollege macht kaum den Mund auf - ich weiß ja eh, was er sagen will - und schon fange ich an, mich zu verteidigen und ihm die Meinung zu sagen.
Hunde haben Angst vor Briefträgern - und Hunden macht das viel Stress. Und uns? Machen uns diese vielen Kleinkriege nicht auch viel Stress?
Früher habe ich nie verstanden, was Jesus meint, wenn er in der Bibel sagt: „selig sind die Friedfertigen“. Ich habe immer verstanden: „selig sind die immer friedlichen“, die, alles schlucken und den Mund halten.
Heute mag ich dieses Wort: „Friedfertig“. Das sind die, die fertig sind und sich nicht mehr schon im Voraus verteidigen müssen, sondern endlich Frieden machen wollen. Frieden kommt nie von alleine und schon gar nicht, wenn ich dazu nicht „fertig“ bin. Frieden wird, wenn ich aufhöre, in allem was der andere sagt und tut, nur Böses zu sehen.
Vielleicht muss ich manchmal sogar Böses aushalten, damit Frieden entsteht. Jesus sagt, dass wir dem Anderen auch noch die andere Backe hinhalten sollen, um so den Teufelskreis des „wie du mir so ich dir“ zu durchbrechen. Wenn ich Frieden will muss ich bereit werden, Gutes zu geben, auch wenn ich Schlechtes erhalten habe. Dann wächst Frieden zwischen den Menschen.
Unserem Hund habe ich das Bellen beim Briefträger übrigens abgewöhnt! Irgendwann habe ich die Tür geöffnet und wir beide haben die Briefträgerin freundlich begrüßt. Und als mein Hund dann sogar noch ein Leckerli bekommen hat, war ihm die Briefträgerin außerordentlich sympathisch.

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