Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Spätabends in einer Frittenbude. Freundlich und kompetent lotst uns eine junge Verkäuferin durch das reichhaltige Angebot, gibt diesen und jenen Rat und packt schließlich die Teilchen ein. Rasch bezahlt und tschüss! Da schiebt eine Begleiterin schnell noch ein Zwei-Euro-Stück über den Tresen. Die junge Frau stutzt, und dann geht ein Leuchten über ihr Gesicht. So strahlende Augen habe ich schon lange nicht mehr gesehen – und dies grade mal für zwei Euro. Aber die waren natürlich nur das Symbol für etwas viel Kostbareres, nämlich die Dankbarkeit und die Wertschätzung dieser Person und ihrer Arbeit.

Klingt banal. So banal wie neulich, als ich beim Discounter vergaß, einen Artikel aufs Transportband zu legen. Auch die Kassiererin hatte ihn übersehen. Ich kehrte mit der Ware zurück und entschuldigte mich. Die Frau traute ihren Augen und Ohren nicht und bedankte sich überschwänglich. So was kommt scheinbar nicht alle Tage vor!

Ein Lächeln, ein freundlicher Gruß, ein kleines Entgegenkommen – und der Tag ist gerettet. Es kostet nichts, einem anderen Verkehrsteilnehmer die Vorfahrt zu geben, Kindern auf der Autobahnbrücke zuzuwinken und hier und da ein kleines Trinkgeld zu geben, wo man es nicht erwartet. Großzügigkeit zahlt sich aus und straft obendrein jenen dümmsten aller Werbesprüche Lügen: „Geiz ist geil.“ Das Gegenteil ist richtig:   Geiz grenzt aus, macht einsam und verbiestert. Ein Geizkragen mauert sich selber ein. Nicht umsonst zählte der Geiz im alten katholischen Katechismus zu den Todsünden.

Wir sind nicht als „Rausbeißer“ auf die Welt gekommen, sondern bedürftig nach Anerkennung und Liebe. Wir haben doch das Zeug, unser Miteinander so zu gestalten, dass wir gut leben können. Noch schlummert das Raubtier in uns. Und die Wirtschaft meint immer noch, nur der Wettbewerb sei effizient. Eine Ideologie – sie ist längst widerlegt. Kooperation ist weit wirksamer, und vor allem: Sie grenzt nicht aus, sondern bezieht alle mit ein.

Probieren wir es doch mal! In einer Gesellschaft, in der man freundlich und aufmerksam miteinander umgeht, Rücksicht nimmt und dankbar ist, lebt man gerne.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16753
weiterlesen...