Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Drei Könige, Magier, Weise – Genaues weiß man nicht – folgen einem Stern und suchen den „neugeborenen König der Juden“, so erzählt das Matthäus-Evangelium (2, 1-12) am heutigen „Dreikönigstag“. Panik am Hof des Herodes, als der davon erfährt. Der machtbesessene Monarch sieht seinen Thron wackeln und macht kurzen Prozess. Er befiehlt den Kindermord in Bethlehem. Dem Elternpaar Maria und Josef gelingt mit ihrem Kind die Flucht nach Ägypten. Kaum geboren, teilt Jesus das Schicksal von Millionen politischer Flüchtlinge in aller Welt.

Es ist unvorstellbar: Im vergangenen Jahr waren weltweit um die 50 Millionen Menschen auf der Flucht. Taifune, Flutwellen und Dürrekatastrophen haben ihre Ernten vernichtet. Banken, Konzerne oder korrupte Regierungen raubten den Ärmsten das Land oder fischten die Meere leer. Hungersnöte sind die Folge. Anderswo geht es zu wie damals in Bethlehem: Milizen und marodierende Banden überfallen die Dörfer, ermorden die Männer, schänden die Frauen und verschleppen die Kinder, um sie womöglich als Kindersoldaten zu rekrutieren. Und nun schwillt der Flüchtlingsstrom noch weiter an: Viele Menschen fliehen vor den Schrecken des Bürgerkriegs vor allem in Syrien und im Irak.  

In der „Festung Europa“ wird man zunehmend nervöser. Manche würden die Zugbrücke am liebsten noch höher hängen. Auch deutsche Politiker glauben, durch eine restriktive Flüchtlingspolitik den Zustrom begrenzen zu können. Angeblich sei kein Platz mehr in der Herberge!

„Eine Schande“, nennt das Papst Franziskus bei seinem Besuch auf Lampedusa und beklagt diese „Globalisierung der Gleichgültigkeit“. Er scheut sich nicht, die Flüchtlingstragödien von heute mit dem Brudermord in der Bibel in Beziehung zu setzen: „Kain, wo ist dein Bruder?“ Es gibt keinen Zweifel: Wer Flüchtlinge nicht aufnimmt oder gar zurücktreibt, gerät unweigerlich in Widerspruch mit dem Gott der Bibel und dem Flüchtlingskind von Bethlehem.

Umso erstaunlicher ist es, was sich in vielen christlichen Gemeinden rührt: Spenden- und Kleideraktionen, Betreuung und Sprachförderung für die Kinder, Patenschaften für junge Leute, Amtshilfe und Begleitung bei den Behörden, Mithilfe bei der Wohnungssuche.

Dieses Engagement sollten die Kirchen fördern und intensivieren. Damit demonstrieren sie, dass sie sich schützend vor Flüchtlinge und Asylanten stellen. Das ist ein klares  politisches Signal, es lautet: Wer Flüchtlinge abweist, bekommt es mit den Kirchen zu tun. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16748
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