Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Jetzt wird nicht mehr lange gefackelt! Das Silvesterfeuerwerk ist längst verglüht. In wenigen Tagen werden Lichterketten und Leuchtgirlanden demontiert – ab in die Kiste!

Die zauberhaften Lichtspiele alle Jahre wieder verraten eine tiefe Sehnsucht der Menschen nach Licht. Die Christenheit glaubt, dass es uns in der Geburt Jesu aufgestrahlt ist. „Das Licht leuchtet in der Finsternis“, so heißt es im Vorwort des Johannes-Evangeliums, das heute in den katholischen Kirchen gelesen wird. „Aber die Finsternis hat es nicht erfasst“, so fährt der Verfasser fort (Johannes-Evangelium 1,5).

Ob die Finsternis dieses Licht ergreift, ob der Funke überspringt, liegt nun auch an uns:

Licht – das bedeutet Trost für die Trostlosen, für Trauernde und Enttäuschte. Wärme und Geborgenheit für alle, in denen die Kälte der Einsamkeit hochkriecht. Dabei geht es weniger um Worte als vielmehr um Nähe, wie Jesus von Nazareth sie verkörpert hat.

Licht ist aber auch das Licht der Wahrheit und der Klarheit – in einer Welt voller Sprechblasen, voller Arglist und Täuschung. Jemanden „hinters Licht zu führen“, trägt ja fast schon eine sportliche Note. Müssten wir nicht auch unsere persönlichen Beziehungen immer mal wieder „bei Licht beschauen“, um rechtzeitig Brüche und Risse zu entdecken? Jesus hat sich nicht gescheut, den Menschen seiner Zeit fast schonungslos „ein Licht aufzustecken“, einen Spiegel vorzuhalten und ihnen sozusagen „heimzuleuchten“. So fanden die Menschen zu sich selbst und konnten Gott neu erfahren.

Göttliches Licht kann auch bedeuten, die düsteren Höhlen unserer Gesellschaft auszuleuchten. Arm und reich prallen in unserem Land knallhart aufeinander und schaffen Unfrieden. Die einen arbeiten zu viel, die anderen gar nicht oder zu wenig. Eine maßlose Gier verleitet zu krummen Geschäften, Korruption, Steuerbetrug. Das darf in einer Demokratie nicht einfach hingenommen werden. Hier heißt es, Unrecht  schonungslos aufzudecken.

Der Lichterglanz der Weihnachtszeit erlischt. Es müsste drum nicht schade sein, wenn wir – durch die Weihnachtsbotschaft aufgeladen – selber zu leuchten und zu brennen beginnen. Ganz im Sinne Jesu, der von sich sagte: „Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen und ich will, dass es brennt“ (Lukas-Evangelium 12, 49).

       

 

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