Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Leben wie im Paradies – das wäre schön. Einer, der tatsächlich im Paradies lebt, das war für mich immer der Held der Fernsehserie Magnum. Die habe ich schon vor 20 Jahren gerne im Fernsehen angeschaut, jetzt hab ich sie auf DVD und genieße es, manchmal abends vor dem Schlafengehen noch eine Folge anzuschauen.
Thomas Magnum lebt im Paradies. Er ist Privatdetektiv auf Hawaii. Er wohnt auf einem luxuriösen Anwesen direkt am Meer und fährt mit einem roten Ferrari durch die Gegend. Jeden morgen geht er im Meer schwimmen. Nachmittags trifft sich mit seinen Freunden im Club und abends schaut er sich Footballspiele im Fernsehen an, das alles bei immer schönem Wetter. Leben wie im Paradies. Da kann man doch wirklich neidisch werden, oder? Das wär’s doch, so ein leichtes Leben.
Aber die Sache hat einen Haken, und der ist mir komischerweise erst jetzt aufgefallen, obwohl ich die Serie – wie gesagt - schon lange kenne: Thomas Magnum war Soldat im Vietnamkrieg. Die schrecklichen Erfahrungen, die er dort gemacht hat, lassen ihn nicht los und verfolgen ihn bis in seine Träume. Immer wieder handeln einzelne Folgen der Serie davon. Der, der jetzt im Paradies lebt, hat die Hölle hinter sich. Doch kein paradiesisches Leben. Aufs Ganze gesehen, wollte ich nicht mit ihm tauschen. Ein Leben wie im Paradies? Das gibt es offenbar nicht einmal im Fernsehen. Und im wirklichen Leben sowieso nicht.
Kein Mensch auf dieser Welt hat ein leichtes Leben ohne Probleme, Stress, Leid und Nöten. Wenn ich mir als Lebensziel setze, dem Paradies möglichst nahe zu kommen, werde ich ziemlich sicher verbittern, weil mir das Leben garantiert an irgendeiner Stelle eine Strich durch die Rechnung macht. Ein viel lohnenderes Ziel finde ich es, mit dem zu Recht zu kommen, und damit leben zu lernen, was auch immer mir begegnet – ohne dabei bitter zu werden.
Ich denke da an eine alte Frau. Sie hatte kein leichtes Leben. Im Krieg verlor sie ihren Mann und ihre Heimat. Sie musste mit ihren drei kleinen Kindern auf die Flucht und später ganz allein für sie sorgen. Sie war auch krank, einmal sterbenskrank. Sie war weit entfernt von einem paradiesischen Leben. Aber das alles hat sie nicht verbittern lassen, sondern sie ist, obwohl es schwer war, damit fertig geworden und hat sich eine optimistische und humorvolle Art bewahrt. Sie hat ihr Leben annehmen können wie es war.
Vielleicht hat ihr dabei ihr Glaube geholfen. Ich weiß, dass sie viel gebetet und in der Bibel gelesen hat. Sie hat erfahren, dass es das Paradies auf Erden nicht gibt. Ich glaube, sie konnte das annehmen, weil sie wusste: auf mich wartet der Himmel.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=1673
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