Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Manche Menschen sagen, sie erfahren Gott nicht in ihrem Leben. Aber das muss nicht unbedingt an Gott liegen. Dazu eine kleine jüdische Geschichte:
Ein Rabbi möchte furchtbar gerne im Lotto gewinnen. Er braucht das Geld für seien Gemeinde. Also geht er in seine Synagoge und betet mit lauter Stimme: „Gott! Lass mich diese Woche im Lotto gewinnen! Du weißt, wir brauchen das Geld. Bitte lass mich gewinnen!“ Doch er bekommt keine Antwort und den Jackpot knackt ein anderer. In der folgenden Woche betet er wieder, schlägt sich an die Brust und ruft noch lauter als in der Woche zuvor: „O Gott! Du musst mich erhören. Bitte, bitte lass mich doch diese Woche gewinnen!“ Wieder bekommt er keine Antwort und wieder gewinnt jemand anderes. In der nächsten Woche wirft er sich in der Synagoge auf den Boden schreit und fleht Gott an, ihn nur dieses eine, einzige Mal, gewinnen zu lassen, bis er ganz außer Atem kommt. Als er still geworden ist, hört er plötzlich eine Stimme, die sagt: „Hör mal, komm mir doch bitte einen kleinen Schritt entgegen, und kauf dir ein Los“.
Ich finde diese Geschichte ziemlich lustig, aber ich lerne auch etwas davon: Wenn ich Gott erfahren will und seine Gegenwart in meinem Leben spüren möchte, dann muss ich ihm auch die Möglichkeit geben, mir zu begegnen. Ich ertappe mich oft dabei, wie ich von Gott erwarte, dass er mir in einer bestimmten Situation weiterhilft, tue aber nichts dafür, dass er mir begegnen kann. Ich muss einen Schritt auf ihn zugehen. „Ich lasse mich auf dich ein“, sagt Gott, „aber gleichzeitig musst du dich auf mich einlassen“.
Und wo begegne ich Gott? Zum Beispiel wenn ich in der Bibel lese, wenn ich in den Gottesdienst gehe, wenn ich mit anderen Christen und ihren Erfahrungen ins Gespräch komme oder beim Beten. Je mehr ich das tue, umso deutlicher gewinnt Gott Gestalt, um so mehr wird er zu einem echten Gegenüber, zu einem ständigen Begleiter. Ich habe schon erlebt, dass Gott mir in schwierigen Situationen, in denen ich nicht mehr weiter wusste, einen Ausweg gezeigt hat. Oft werden mir auch nur die Augen geöffnet für das, was Gott schon längst tut, was ich aber bisher gar nicht gesehen habe.
Gott begegnet Menschen, die sich auf ihn einlassen, das hat er versprochen: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan“ (Matthäus 7,7), hat Jesus einmal gesagt. Gott wartet darauf, dass Menschen ihn beim Wort nehmen.
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