SWR1 3vor8

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Manches Licht sticht einem so hell in die Augen, dass es blendet. Dann sieht man gar nichts mehr. Man sieht nicht, wo das Licht herkommt und was dahinter steckt. Man sieht auch nicht, was um einen herum ist. Nur dieses Licht und sich selbst.
Der Apostel Paulus schreibt in einem seiner Briefe: So ein Licht geht von dem Gott dieser Welt aus. Vom Gott unserer Zeit, könnte man vielleicht auch sagen. Vielleicht sogar: vom Zeitgeist. Heute wird in den evangelischen Gottesdiensten über diesen Bibelabschnitt aus dem 2. Korintherbrief (Kap 4, 3-6) gepredigt.
Damals hat Paulus vermutlich die antiken Götter gemeint, die man verehren und denen man Opfer bringen musste, damit es im Leben gut läuft. Heute glaubt niemand mehr an Jupiter, Juno, Minerva oder Mars. Heute heißen die Gottheiten, die einen blenden können eher „Wellness“ oder „Happiness“, „Machbarkeit“ oder „Konkurrenz“, „Wachstum" oder „globaler Markt“. Denen muss man Opfer bringen, heißt es, sonst geht es nicht voran. Und das soll es doch- vorangehen. mit meinem Leben, mit unserem Land, mit Europa, mit der Welt.
Ich denke: Wenn man daran glaubt, kann man auch verblendet werden, so, dass man nichts mehr sieht: Nicht was dahinter steckt, also wer da eigentlich interessiert ist, dass wir diesen modernen Gottheiten folgen. Man sieht auch nicht mehr, welche Opfer sie fordern. Zum Beispiel, finde ich, opfern wir heute dem Gott „persönlicher Wohlstand“. Und merken nicht, dass wir dabei die Zukunft unserer Kinder und Enkel opfern. Wir heizen das Klima auf, denn die Energiewende darf nichts kosten. Der Staat macht Schulden, weil es uns ja an nichts fehlen soll. Und wir sehen nicht, dass wir damit die Lebensgrundlagen unserer Nachkommen vervespern. So blendet einen der Gott des Wohlstands.
Aber gibt es denn ein anderes Licht? Eines, das einen mehr sehen lässt? Paulus sagt: Ja, das gibt es. Das habt ihr schon. Gott hat es euch ins Herz gegeben. Und in diesem Licht könnt ihr Gott selbst sehen. Der ein Gesicht hat. Das Gesicht von Jesus. In diesem Licht könnt ihr sehen, wie das Leben sein könnte. Jesus hat es ja vorgelebt .
Und ich glaube: Wer ihm darin folgt, der wird erkennen, Geld ist nicht das Wichtigste und ein großes Auto auch nicht. Nicht einmal Gesundheit und Schönheit sind so wichtig, wie viele uns weismachen wollen. Wichtig ist die Liebe, die wir zu geben haben. Die Fürsorge für die, die uns am Herzen liegen. Dass wir gut miteinander und füreinander leben können. Und wichtig ist, dass wir Liebe spüren können.
Das alles zeigt sich im Licht Gottes. Dieses Licht, sagt Paulus, habt ihr schon im Herzen. Seht zu, dass die anderen Lichter es nicht überstrahlen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16670
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