SWR1 3vor8

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Kurz vor Weihnachten ist viel vom Frieden auf Erden die Rede und von der Liebe. Das, heißt es, sei Grund zu großer Freude.
Aber viele hat die Realität skeptisch gemacht: Hört bloß auf mit diesem Weihnachtsgedöns, sagen sie. Das ist doch viel zu schön, um wahr zu sein. Die Welt ist nun mal nicht das Paradies. Und sie wird es nie werden.
Auch heute, am 4. Advent, wird in den evangelischen Gottesdiensten so eine Ankündigung von Frieden und Freude vorgelesen. Jahrhunderte vor der Geburt im Stall hat ein Gottesmann in politisch und wirtschaftlich dunkler Zeit erfreuliche Nachrichten verkündet: „Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten,“ hat er gesagt, „sie verkündigen Frieden, predigen Gutes und verkündigen Heil. Sie sagen zu Jerusalem: Dein Gott ist König!“ (Jes 52,7)
Die Zeiten haben sich geändert. Ihr könnt euch auf Gott verlassen. Jetzt wird Frieden werden. Jetzt kann das Gute sich ausbreiten. Jetzt kommt eine heilvolle Zukunft. So verstehe ich diesen Propheten. Ich habe keine Ahnung, wie die Leute damals auf diese Ankündigung reagiert haben. Sie hatten allen Grund, skeptisch zu sein: Ihr Land lag in Trümmern.
Aber anscheinend haben sie sich anstecken lassen von der Hoffnung. Lasst es uns versuchen, haben sie sich gesagt. Und sich auf Gottes Versprechen verlassen. So haben sie  sich an die Arbeit gemacht. Haben auf vieles verzichtet. Haben neu angefangen und aufgebaut. Wahrscheinlich haben sie genau gewusst: Für uns können wir nicht mehr allzu viel erwarten – aber unseren Kindern und Enkeln, denen soll es besser gehen. Dafür lohnt es sich, dass wir jetzt anfangen und es neu versuchen. Und wirklich: Ihre Nachkommen konnten leben, nicht mehr in Trümmern und Unfreiheit. Sondern in der Stadt, die ihre Vorfahren ihnen gebaut hatten.
Wenn Menschen sich auf Gott verlassen und sich an ihm orientieren – dann ist das möglich. Dann bleiben Frieden und Gutes und Heil nicht bloß ein Traum. Dann denken Menschen nicht bloß an sich und ihren eigenen Wohlstand. Dann sind sie bereit, ihre eigenen Interessen zurückzustellen, damit auch andere gut leben können. Die Kinder zum Beispiel und die Enkel.
Wir heute müssen Gott sei Dank nicht unser Land aufbauen – das haben andere für uns getan. Aber wir könnten vielleicht noch das Weltklima retten. Oder das Betriebsklima. Oder das Familienklima. Wenn Sie und ich bereit wären, nicht bloß an unseren Vorteil, sondern auch an das Gute für die anderen zu denken.
Gott ist zur Welt gekommen. In einem Kind im Stall, glauben wir Christen. Dieses Kind hat gezeigt, wie sich die Liebe ausbreiten kann und das Leben. Lassen Sie es uns versuchen. Damit das Leben neu werden kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16668
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