Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Man soll Weihnachten fröhlich feiern, aber bitte schön nicht religiös, sondern ohne die Weihnachtsgeschichte. Das fordern manche. Weihnachtsmann, Tannenbaum, Kerzen und Geschenke ja, aber mit Jesus, Maria, Stall und der Krippe: nein danke.
Auch bei anderen Festen ist mir das in letzter Zeit aufgefallen: Der Sankt-Martins-Tag soll zum Sonne-Mond-und-Sterne-Fest werden, meinen da manche und der Nikolaus soll nicht mehr in den Kindergarten kommen. Und manche Schulen überlegen sich, die Schulgottesdienste vor den Weichnachtsferien abzuschaffen, auch wenn sie freiwillig sind und die Kinder selbst entscheiden, ob sie hingehen oder nicht.
Viele, die das fordern, sagen: Man muss Rücksicht nehmen auf die, die einen anderen Glauben haben, zum Beispiel auf die muslimischen Menschen hier in Deutschland. Ihnen und anderen Religionen darf die christliche Kultur nicht einfach übergestülpt werden. Davor muss man sie schützen.
Ich finde es wichtig, dass man die Religion der anderen respektiert. Interessant ist aber, was muslimische Menschen selbst dazu sagen. Aiman Mazyek, der  Vorsitzende des Zentralrats der Muslime beispielsweise, hatte wenig Verständnis für die Diskussion um den Sankt-Martins-Tag: „Das Leben von St. Martin ist doch geradezu vorbildlich, auch für Muslime“, hat er gesagt. „Der Gedanke des Teilens spielt im Islam eine große Rolle“. Offensichtlich sind es also gar nicht die anders glaubenden Menschen in Deutschland, die Feste von ihrem christlichen Ursprung trennen wollen. Im Gegenteil: Die christlichen Feste zeigen oft etwas, das auch anderen Religionen wichtig ist.
Und ich denke, es gibt noch einen anderen Grund, warum man die Feste mit ihrem christlichen Hintergrund feiern sollte. Weihnachten etwa gibt es ja überhaupt nur, weil Jesus geboren ist. Weihnachten ohne Jesus wäre wie der Tag der Deutschen Einheit ohne Wiedervereinigung oder wie Geburtstag ohne dass man überhaupt Geburtstag hat. Das geht vielleicht sogar, aber macht es dann noch Sinn?
Ich finde es wichtig, dass die Kinder in Kindergarten und Schule verstehen, warum Weihnachten gefeiert wird. Dabei geht es gar nicht darum, jemandem etwas aufzuzwingen, sondern um Bildung, hat der Tübinger Religionspädagoge Albert Biesinger neulich in einem Zeitungsinterview gesagt. Wie jeder einzelne dann sein Fest zu Hause feiert, das bleibt ihm überlassen. Ich finde, deshalb sollte man weiter daran erinnern, dass an Weihnachten Jesus zur Welt gekommen ist. Und ich kenne viele, denen es gut tut, das zu hören.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16621
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