Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Das Leben von Jesus beginnt weder im Palast des Königs Herodes, noch in einer ordentlichen Herberge am Platz, sondern in einem Stall.

An Weihnachten feiern Christen mit der Geburt Jesu auch die Gottesgeburt in ihrem eigenen Herzen.

Der geistliche Lehrer Angelus Silesius betont die Bedeutung dieses Geschehens. Er schreibt: „Wird Christus tausendmal in Bethlehem geboren und nicht in dir – du bliebest noch ewiglich verloren“.

Das ist keine Drohung. Er will damit sagen:

Christus will in mir lebendig werden, einen Ort bekommen, Heimat finden. Darum geht es.

Mein Herz ist der Stall. Vielleicht befremdet Sie diese Vorstellung.

Vielleicht gelingt es mir, Sie für dieses Bild zu gewinnen.  Für mich passt es gut.

In einem Stall ist Leben. Dort geschehen Geburt und Tod. Vieles hat darin Platz.  Selbst Mist und Dung. Das Licht ist eher gedämpft und durch den Atem der Tiere ist es im Winter behaglich warm. Ein Stall ist nicht grad steril und aufgeräumt, aber belebt.

Wenn ich das jetzt mit meinem Herzen vergleiche, dann ist dort auch bei weitem nicht alles aufgeräumt. Manchmal herrscht eher ein Chaos an Gefühlen.

Freude und Trauer wechseln sich ab. Mein Herz hält mich am Leben. Es schlägt zuverlässig. Manchmal schneller, wenn ich mich abstrampeln muss, manchmal höher, wenn ich freudig erregt bin, manchmal ganz ruhig, wenn ich mich geborgen weiß.

Das Herz ist mein Innerstes. Und eben dort will mich Gott erreichen. Dort seinen Ort finden … geboren und immer wieder neu geboren werden. Vielleicht dass dadurch in mir etwas lebendig wird, ich durch ihn angesteckt werde mit Leben und dadurch zu mir selber komme.

Vielleicht aber auch, damit durch mich etwas von Gott nach außen dringt und für andere spürbar wird.

Wenn Jesus Mensch wird, Gott einer von uns sein will, wird sein göttlicher Funke in mich gelegt. Und dann wird mein Herz zum Stall, in dem ich das göttliche Kind finden kann.

Oder mit Angelus Silesius: „Halt an, wo läufst du hin, der Himmel ist in dir, suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für“. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16586
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