Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Es kommt ein Schiff geladen … bis an sein höchsten Bord, trägt Gottes Sohn voll Gnaden des Vaters ewigs Wort“.  Ich mag dieses Weihnachtslied.

Das Bild von einem sich langsam nähernden Schiff spricht mich  an. Da ist soviel Ruhe drin. Kein Schnellboot das an der Oberfläche heranbraust und mich aus heiterem Himmel überrascht, sondern ein einfacher Kahn, mit Tiefgang der sich ruhig und doch gezielt annähert.

 Im Lied heisst es weiter: „Das Schiff geht still im Triebe, es trägt ein teure Last; Das Segel ist die Liebe, der Heilge Geist der Mast.“

Was sich da behutsam annähert, ist kostbar. Es ist Gott selbst. Und sein Antrieb ist nichts anderes als Liebe.

So gern ich dieses Lied mag – so sehr beunruhigt es mich in diesem Jahr. Beim Satz „Es kommt ein Schiff geladen“, kommen mir diesmal ganz andere Bilder in den Sinn.

Die Bilder der Menschen vor Lampedusa, in Booten zusammengepfercht, die kaum mehr als Nusschalen sind und alles andere als hochseetauglich. Wie viele von ihnen mussten allein in diesem Jahr ihr Leben lassen, weil sie über Bord gegangen sind und nicht ankern durften?!

„Es kommt ein Schiff geladen bis an sein höchsten Bord, trägt Gottes Sohn voll Gnaden, des Vaters ewigs Wort.“

 Wenn ich daran glaube, dass mir in jedem Menschen Jesus Christus entgegenkommt,  dann muss ich in jedem dieser Flüchtlinge IHN, erkennen. Und mich fragen lassen: dürfen diese Menschen ankommen und bei uns ankern oder schicken wir sie dahin zurück, woher sie gekommen sind und damit oft in den sicheren Tod.

Mir ist bewusst, dass dieses Problem nicht einfach zu lösen ist. Um so größer ist mein Respekt vor Menschen, die sich tatkräftig für die Bootsflüchtlinge einsetzen. Eine davon ist Giusi Nicolini, die Bürgermeisterin von Lampedusa. „Diese Menschen haben ein Recht, auf Frieden, auf Neubeginn bei uns, sagt sie und die Einwohner ihrer Insel haben dies verstanden. Sie werden weiter aufs Meer hinaus fahren und retten was zu retten ist.

Die Flüchtlinge wollen ankommen, ankern, Fuß fassen…Heimat finden, zumindest für eine gewisse Zeit.

Und ich wünsche sehr, dass alle Menschen guten Willens in der EU ihnen das gewähren.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16585
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