Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Der Advent beschert uns viele stimmungsvolle aber auch traurigschöne Lieder. Eines davon ist für mich: „Die Nacht ist vorgedrungen“

Die erste Strophe lautet:

„Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern.

So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern.

Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein.

Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.“

Der Ton ist dunkel und schwer und trotzdem deutet sich ein neuer Morgen an-  Dabei werden Trauer, Angst und Not nicht geleugnet. Sie werden nur in einem neuen Licht betrachtet. Im Licht des Morgensterns. Dieses Licht steht für Jesus Christus, der an Weihnachten in die Welt kommt.

Wer schreibt solche Verse, und welche Erfahrung steht dahinter?

In den christlichen Gesangbüchern steht unter dem Lied:

Text: Jochen Klepper, 1938.

Bei der Jahreszahl dämmert mir, dass dieses Lied mehr ist als ein frommes Kirchenlied. Jochen Klepper hat es in einer (nicht nur für ihn) düsteren Zeit geschrieben. Der Terror der Nazis hatte viele in Angst und Schrecken versetzt. Der Schriftsteller Klepper selbst war kurz zuvor aus seinem Verlag entlassen und aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen worden.

Grund: er war mit einer jüdischen Witwe verheiratet und hatte auch deren Kinder adoptiert.

Lange will er nicht wahrhaben, was sich da zusammenbraut. Klepper glaubt an das Gute, das aus seiner Sicht letztlich siegen wird.

In der politischen Zwangslage findet er täglich Trost und Orientierung in der Bibel.

Sein Glaube lässt ihn Lieder schreiben, die trotz allem hoffnungsvoll sind. Er fühlt sich getragen auch im Tod.

Am 11. Dezember 1942 nimmt er sich mit seiner Frau und seinen Töchtern das Leben, weil eine Deportation nicht mehr zu verhindern ist. Auch hier vertraut er sich, wie er schreibt „dem segnenden Christus, der um uns ringt“ an.

Christus wird die Wende bringen und die Nacht erhellen, davon ist er überzeugt, wenn er schreibt:

Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und –schuld/

Doch wandert nun mit allen/der Stern der Gotteshuld

Beglänzt von seinem Lichte/hält euch kein Dunkel mehr/

Von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16583
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