Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Wachet auf, ruft uns die Stimme“ – ist ein altes Lied,  das  derzeit in vielen Kirchengemeinden gesungen wird.

Ungewöhnlich – was hat Advent mit Aufwachen zu tun, frage ich mich, einer Zeit, in der es doch eher besinnlich zugeht? Eine Zeit, in der man eher an Abend und Kerzenschein denkt als an den frühen Morgen und Aufwachen. Ein Text von Pater Alfred Delp hat mich eines Besseren belehrt und meinen Blick geweitet. Er schreibt:

„Der Advent ist eine Zeit der Erschütterung, in der der Mensch wach werden soll zu sich selbst. … Die Erschütterung, das Aufwachen:

Damit fängt das Leben ja erst an, des Advents fähig zu werden.

Gerade in der Herbheit des Aufwachens, in der Hilflosigkeit des Zusich-selbstkommens, in der Erbärmlichkeit des Grenzerlebnisses erreichen den Menschen die goldenen Fäden, die in diesen Zeiten zwischen Himmel und Erde gehen und der Welt eine Ahnung von der Fülle geben, zu der sie gerufen und fähig ist.“

Alfred Delp

 Das ist keine einfache Kost. Schon  beim Wort Erschütterung regt sich in mir Widerstand. Gleichzeitig ahne ich, dass dieses Bild vom Aufwachen genau passt.

Vor allem dann, wenn man aus dem Tiefschlaf oder einem Traum gerissen wird und erst einmal gar nicht weiss, wo man ist und sich erst sortieren muss.

Der Advent ist eine Zeit, in der der Mensch „wach werden soll zu sich selbst“, schreibt Delp. Dieser Satz berührt mich sehr. Wenn ich mir bewusst mache, dass Weihnachten  das Fest der Menschwerdung Gottes ist, aber auch ein Appell, selbst Mensch zu werden, dann ist Aufwachen zu mir selbst ein wesentlicher Schritt dazu. Dann muss ich den Trott des Alltags durchbrechen, wach werden und schauen, was mich als Menschen ausmacht.

Also schaue ich wieder einmal hin: lebe ich eigentlich oder  werde ich gelebt? Das ist erschütternd. Aber dieses „Aufwachen zu sich selbst“ birgt für mich auch eine große Chance: Nämlich, wie Pater Delp es im Bild beschreibt wieder ein Gespür für die goldenen Fäden zu bekommen, die in diesen Zeiten zwischen Himmel und Erde gehen.

Was bedeutet das?Für mich: Wieder wahrnehmen, dass es da eine wunderbare Verbindung gibt zwischen Himmel und Erde, Gott und Mensch, und mich berühren lassen vom Geschenk der Weihnacht und ihrem Glanz

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16582
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