Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
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Wem mache ich mit was zu Weihnachten eine Freude? Die Frage nach dem passenden Geschenk für Menschen, die mir nahe stehen, beschäftigt mich dieser Tage und sicher nicht nur mich. Ich schenke gerne, mache gerne Päckchen, und gleichzeitig wird mir im Laufe der Jahre bewusster, dass es häufig die immateriellen Geschenke sind, die mich selbst am meisten freuen. Zeit haben füreinander - zum Beispiel.
Von der Dichterin Christine Busta gibt es ein Adventsgedicht, das mich in diesem Sinne sehr anspricht. Es heißt:
Was ich Dir zum Advent schenken möchte
Einen Orgelton wider den finsteren Morgen
Meinen Atem gegen den Eiswind des Tags
Schneeflocken als Sternverheißung
am Abend
und ein Weglicht für den
verloren geglaubten Engel,
der uns inmitten der Nacht
die Wiedergeburt der Liebe verkündet
Christine Busta (aus: Inmitten aller Vergänglichkeit, Salzburg1985)
Das sind ungewöhnliche Geschenke, die die Dichterin Christine Busta da verschenkt. Keine Gaben, die man schön ein- und dann wieder auspacken kann.
Sie sind nicht käuflich. Schneeflocken, kann ich nicht einmal basteln, den Atem habe ich einfach. Und trotzdem ist die Vorstellung, diese Geschenke zu bekommen wunderbar.
„Einen Orgelton wider den finsteren Morgen“. Das bedeutet für mich, etwas, das meinen Tag hell und heiter macht. Ein Ton, eine Melodie, die etwas anklingen lässt in mir und mich beherzt mein Tagwerk angehen lässt.
„Meinen Atem, gegen den Eiswind des Tages“…Etwas, das mich wärmt, vielleicht auch schützt gegen den eisigen Wind, der mir manchmal ins Gesicht oder in die Seele bläst. Was mir nahe kommt, mich anhaucht, neu belebt.
(Dann die „Schneeflocken als Sternverheißung am Abend“, Was die mir wohl sagen wollen? Dass Morgenfrüh die Welt schon besser aussieht, vielleicht? Sie glitzern und glänzen, tanzen durch die Luft und versprühen Leichtigkeit.)
Und schließlich das „Weglicht für den verloren geglaubten Engel, der uns inmitten der Nacht, die Wiedergeburt der Liebe verkündet“…Dieses Bild rührt mich besonders an. Vielleicht weil dabei zum Ausdruck kommt, dass ich selbst dabei etwas tun muss: dieses Licht in die Hand nehmen und dem Engel entgegengehen. Ich darf daran glauben, und darauf hoffen, dass sich mein Leben zum Guten wendet. Die Nacht zum Tag wird.
Diese Gaben des Advents: Musik, Zuwendung, Leichtigkeit der Schneeflocken und deren Glanz, Licht als Zeichen der Hoffnung auf einen neuen Anfang - sind für mich sehr kostbar. Vor allem das Letzte würde auch ich gerne ausstrahlen und weitergeben.
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