Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„So macht Weihnachten keinen Spaß“ hat eine Frau zu mir gesagt. Wir kennen uns noch aus der Zeit, als wir gemeinsam die Kinder vom Kindergarten abgeholt haben. „Früher“, hat sie gesagt. „Da habe ich schon im November angefangen, einen Adventskalender zu basteln. Mit den Kindern habe ich Nachmittage lang Plätzchen gebacken und Sterne ausgeschnitten für den Weihnachtsbaum. Das war schön. Aber jetzt sind die Kinder aus dem Haus. Soll ich denn für meinen Mann und mich Plätzchen backen? Wir müssen sowieso auf unser Gewicht achten. So macht Weihnachten keinen Spaß“.
Ich habe mich erinnert, wie wir früher, auf dem Weg zum Kindergarten, manchmal gejammert haben, dass uns das alles viel zu viel ist: das Plätzchen backen, die vielen Weihnachtsfeiern, das Gedrängel mit den Kindern auf dem Weihnachtsmarkt. Jetzt muss das alles nicht mehr sein. Jetzt könnten wir die Adventszeit genießen. So richtig ruhig und besinnlich – wie wir es früher immer wollten. Mal ganz in Ruhe darüber nachdenken, warum wir denn eigentlich Weihnachten feiern. „Euch ist heute der Heiland geboren!“ heißt es am Heiligen Abend in der Kirche. Was kann denn das heißen, dass Jesus geboren wurde, damit das Leben heil wird. Zum Beispiel für mich und die Frau, die ich noch vom Kindergarten kenne? Was müsste denn heil werden in unserem Leben? Wozu brauchen wir den Heiland? Eine große Freude soll das sein, heißt es in der Weihnachtsgeschichte – für alles Volk. Wie können wir denn diese Freude finden? Und was hat Jesus damit zu tun?
Eigentlich hätten wir jetzt Zeit, das herauszufinden.
Wie man das herausfinden kann? Ich würde vielleicht mit einem Konzert anfangen. In diesen Wochen gibt es so viele Weihnachtskonzerte. Da konnte man mit den Kindern nicht gut hingehen. Jetzt geht es. Weihnachtslieder können einem vieles wieder neu klar machen. Es gibt auch in manchen Kirchen Konzerte zum Mitsingen. Vom Weihnachtsliedersingen wird einem das Herz ganz weit und ganz von allein breitet sich die Freude aus. In manchen Gemeinden wird vor Weihnachten eingeladen, beim Heiligabendchor mitzusingen. Das könnte man mal probieren. Früher hatten wir keine Zeit dazu.
Und Backen könnten wir auch. Meine Nachbarin backt für den Bazar zur Erhaltung des Schwimmbads. Ich kenne ein Dorf, da gibt es abends Vorlesestunden für Kinder im Gemeindesaal. Da wurden im letzten Jahr Vorleser gesucht. Und im Seniorenheim auch.
Die Adventszeit ist anders, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Aber ich glaube: Freude kann sie trotzdem machen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16518
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