Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Teilen ist Güte, alles teilen ist Unsinn, mehr geben als man hat ist Liebe.“ Ein interessanter Spruch. Er ist von Erhard Blanck, einem deutschen Autor. Und er passt gut zu St. Martin, der durch seine Mantelteilung berühmt geworden und dessen Gedenktag heute ist. 
„Teilen ist Güte, alles teilen ist Unsinn, mehr geben als man hat ist Liebe.“ Ja, klar, es ist gut, es ist gütig zu teilen. Weil die Welt gerechter wird, wenn die, die mehr haben denen abgeben, die weniger haben. Es tut auch gut zu teilen. Nicht nur Dinge, sondern auch Freude oder Leid. Unsere Sprache hat da schöne Sprichworte dafür: „“Geteiltes Leid ist halbes Leid“ und „Geteilte Freude ist doppelte Freude“. 
Ja, und es ist wirklich Unsinn alles zu teilen. Denn das riecht zu sehr nach Gleichgültigkeit oder falsch verstandener Selbstlosigkeit. Weil alles was man teilt auch von Wertschätzung lebt. Der Wertschätzung, dass das, was ich teile mir selbst wichtig, kostbar ist. Und dass ich genau das auch jemand anderem gönne. Ist alles gleich gültig, wird es leicht gleichgültig und damit egal. Und nicht zuletzt gibt es Dinge, die können und sollen nicht geteilt werden: der Mensch, den ich liebe. Geschenke, die ich ganz persönlich bekommen habe. Oder Geheimnisse, die nur mich etwas angehen.  
Ja und der letzte Teil des Spruches? „Mehr geben als man hat ist Liebe“? Das ist so schön wie schwer zu verstehen. Wie soll das denn gehen, mehr geben als man hat? In materiellen Dingen ist das unmöglich. Ich kann nicht mehr geben als ich habe. Bei der Liebe aber geht das schon. Weil der Mensch, der meine Liebe erfährt mehr bekommt als nur mich: er bekommt meine Zuwendung, meine Zeit oder das Leben das ich mit ihm teile. Also mehr als das, was ich habe oder bin.
Weil er mich bekommt und meine Liebe. Und genau sie, die Liebe, kann man nicht haben. Sondern nur schenken, geschenkt bekommen – oder teilen…

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