Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Josef Steinbusch ist Sozialarbeiter, im Ehrenamt Zirkusdirektor. Seiner Arbeit geht er in Deutschland nach. Seine Freizeit verbringt er in den Flüchtlingslagern der europäischen Krisengebiete. Die Besucher des Zirkus Pinocchio nennen ihn Juppino.
„Die Bilder vom Leid und Elend der Kinder dieser Regionen haben mich fast verrückt gemacht. Dagegen wollte ich etwas tun“, erklärt Josef Steinbusch sein Engagement. Seinen ganzen Jahresurlaub investiert er dafür – und alles Geld, das er erübrigen kann. Immer für eine Woche schlägt er sein Zirkuszelt an einem Krisenort auf, probt mit ehrenamtlichen Helfern und mit den Kindern vor Ort, die mit ihm in seinem Zirkus auftreten dürfen. Sie alle haben die Schrecken und die Gewalt des Krieges erlebt, fast alle haben Verwandte und Freunde verloren. Sie sind verstört und traurig und ängstlich. Durch Juppinos Zirkus können sie eine Woche lang spielen und Spaß haben. Die Schrecken des Krieges treten zurück, sogar die Trauer. Und wenn sich die kleinen Dompteure, Artisten und Jongleure am Ende der Aufführung unter dem Beifall des Publikums verbeugen, dann strahlen sie vor Glück.
Juppino, Josef Steinbusch, ist für mich ein Friedensstifter. Einer von denen, die Jesus in der Bergpredigt selig genannt hat. Und er ist für mich ein Vorbild dafür, wie Menschen unsere Welt zum Besseren verändern können – zumindest ein kleines bisschen.
Um ihn dabei zu unterstützen, brauchen wir keinen Zirkus zu gründen, brauchen wir auch nicht unseren Jahresurlaub zu opfern oder alle unsere Notgroschen. Um Kindern in Not ein Strahlen in die Augen zu zaubern, gibt es auch andere Dinge, ganz einfache, die jeder von uns tun kann: zum Beispiel eine Patenschaft übernehmen für ein Kind in einem Entwicklungsland, eine Spende an eine diakonische Einrichtung machen, die damit für bedürftige Kinder Freizeitangebote finanziert, Schulranzen oder die Schulmensa. Man kann sich als Vorlesepate in einem Kindergarten engagieren, als Leihoma oder –opa für ein Kind da sein, in der Essensausgabe einer Tafel mithelfen oder Tausend andere Dinge.
Sicher: Die Schrecken des Krieges und die Ungerechtigkeiten dieser Welt werden wir dadurch nicht beenden, das schafft auch Juppino mit seinem Zirkus nicht, aber wir können die Schrecken und die Ungerechtigkeiten erträglicher machen und den Kinder dieser Welt zeigen: ihr seid nicht allein, wir stehen für euch ein. Und schon damit können wir ein Strahlen in Kinderaugen zaubern – und jedes Strahlen in Kinderaugen macht unsere Welt ein bisschen menschlicher, ein bisschen schöner.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16348
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