Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Vor 52 Jahren ist die größte Bombe aller Zeiten explodiert.

 Nicht alle Jahrestage sind erfreulich. Bei dem heute denke ich mir: „Wenn das doch bloß nie passiert wäre.“ Am 30. Oktober des Jahres 1961 ist die größte Bombe aller Zeiten explodiert. Als Atomtest über einer Insel nördlich von Russland. Noch nie zuvor hat es eine solche von Menschen gemachte Geoaktivität gegeben. Die Druckwelle war so stark, dass sie die Erde dreimal umrundet hat und dann immer noch zu messen war. Der Atompilz erreichte eine Höhe von über 60 Kilometern. Und obwohl die Wasserstoffbombe in 4000 Metern Höhe gezündet worden ist, berührte der Feuerball den Erdboden. Zar-Wasserstoffbombe wurde das gewaltige Vernichtungsmittel später in Russland genannt und damit auch noch auf groteske Weise geadelt.

Mich erschreckt das heute noch. Ich will nicht recht glauben, dass der Mensch zu solchem Wahnsinn in der Lage ist. Wir haben ungeheure Möglichkeiten, die immer noch weiter wachsen. Und doch sorgen wir uns nicht um die Grenzen, die wir unbedingt brauchen. Hat denn damals keiner überlegt, dass eine solch gewaltige Explosion Gefahren in sich birgt, dass sie das Gleichgewicht auf unserem Planeten zerstört? Die Erde ist ein so kompliziertes Gebilde. Sie ist zerbrechlich und lebt davon, dass alles aufeinander Rücksicht nimmt.

Die Explosion der russischen Wasserstoffbombe ist ein Beispiel dafür, wann der Mensch seine Grenzen nicht respektiert. Keiner braucht eine derartige Zerstörungskraft! Russen und Amerikaner haben damals im kalten Krieg gewusst, dass der Einsatz einer solchen Bombe die Erde zerstören wird. Und trotzdem haben sie es darauf angelegt. Wahnsinn!! Anders kann ich dazu nicht sagen. Ja, wenn es darauf ankommt, stärker zu sein als der andere, dann fallen die Grenzen. Wenn der Mensch sich zum Macker aufspielt, wenn er alles macht, was er kann, dann ist unsere Welt in großer Gefahr.

Ich rufe dieses gewaltige Ereignis heute als Warnung ins Gedächtnis. Unsere Möglichkeiten dürfen nicht größer sein als unsere Verantwortung. Gott hat uns die Welt geschenkt und großes Vertrauen in uns gesetzt. Und diesem Vertrauen sollten wir gerecht werden. Denn immer wenn wir das Augenmaß für unsere Grenzen verlieren, bringen wir uns in Gefahr.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16315
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