Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Manchmal rennt man im Leben wie gegen eine Mauer. Man fühlt sich ausgesperrt. Ausgeschlossen vom guten Leben, mit dem man zufrieden sein kann. Und findet keine Tür, durch die man rein kommt.

Jesus hat von sich gesagt: „Ich bin die Tür. Wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden." (Joh 10, 9) Ich bin die Tür. Die Tür wozu? Die Tür, hinter der man geborgen ist und sicher. So dass man glauben kann: Gott ist bei mir. Er lasst mich nicht fallen, was auch geschieht.. Die Tür, hinter der man sagen kann: Der Herr ist mein Hirte. Ich werde nicht verloren gehen, wenn dunkle Zeiten kommen. Dort kann man darauf vertrauen, dass das Leben gut ist und dass es gut bleiben kann, wenn Menschen sich unterstützen und füreinander da sind. Zu solchem Leben ist Jesus die Tür. Wer sich auf seinen Lebensentwurf einlässt, der findet Zugang.

Aber ich kennen viele, die verschließen lieber die Türen und bauen Mauern auf. „Verschwinde. Und komm mir nicht mehr unter die Augen" sagt einer zu seinem Sohn. Dann ist die Tür zu. Aber der eine fühlt sich verloren, und der andere ist allein. „Ich will dich nicht mehr sehen", sagt die Frau zu ihrem Mann, „Du hast hier nichts mehr zu suchen." Die Tür ist zu.

Und wenn ich über das Private hinausschaue: Unser Europa mauert sich ein. Die Flüchtlinge, die Schutz und Lebensmöglichkeiten suchen, die müssen draußen bleiben und fühlen sich verloren. Keiner ist da, der sie behütet. Wie sollen sie da sagen: Gott, der Herr, ist mein Hirte. Menschen verschließen anderen die Tür zu gutem, behütetem Leben. Und die nicht rein dürfen, gehen verloren.

Menschen mauern sich ein. Dann fühlen sie sich sicher. Dann kann sie keiner stören. Bloß: Drinnen wird die Luft stickig und das Leben immer enger. Der Vater, der seinen Sohn vor die Tür jagt, wird schließlich starr und verbittert. Die Menschen in Europa, die keine Fremden einlassen, die bleiben unter sich und nicht einmal eigene Kinder lassen sie zu.

Ich bin die Tür, sagt dagegen Jesus. Für mich heißt das auch: Lasst niemanden draußen stehen. Natürlich, ich weiß: Manchmal muss man Grenzen setzen. Manchmal muss man ein bisschen weiter auseinander rücken, damit man sich ertragen und vertragen kann. Im Privaten und auch, wenn es um die Flüchtlinge geht. Dann muss man nach Wegen suchen, wie jeder auf seine Weise und an seinem Ort leben kann. Bloß: aussperren sollten wir niemanden. Dann können alle auf Gott vertrauen. Und ein und ausgehen und gutes Leben finden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16264
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