SWR1 3vor8

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28. Sonntag im Jahreskreis C
Zum Evangelium: Lk 17,11-19

„Undank ist der Welt Lohn." Es kommt mir vor, als ob der Bibeltext, der heute in katholischen Kirchen gelesen wird, geradewegs für dieses Sprichwort geschrieben worden ist.

Da tut einer was für andere. Er strengt sich an. Er liest ihnen buchstäblich ihre Erwartungen von den Lippen ab. Und was sie von ihm wollen, ist keine Kleinigkeit. Alles wird wunschgemäß und zur Zufriedenheit erledigt. Und das war's dann. Tschüss. Aus den Augen, aus dem Sinn. 

Jesus aber wäre nicht Jesus, wenn bei ihm diese Rechnung genau so aufgehen würde: Ich tue etwas Gutes und erwarte dafür den angemessenen Dank. Tut sie aber nicht. Gerade in der Episode nicht, die der Evangelist Lukas in seinem Buch aufgeschrieben hat. Zwar geht es da auch um Undankbarkeit: Zehn Aussätzige werden von Jesus geheilt. Neun davon suchen anschließend einfach das Weite ohne ein Wort des Dankes. Und auch der letzte von ihnen dankt nicht sofort Jesus. Sondern bevor er tut, was sich gehört, lobt er Gott. Und zwar unüberhörbar. Mit lauter Stimme, schreibt Lukas. Ich stelle mir vor, dass da einige Passanten stehen bleiben und sich wundern, was denn mit dem los ist. Ein Freudentaumel mitten am Tag. 

So wie Lukas das beschreibt, gehören für ihn Dankbarkeit und Gotteslob zusammen. Ich gehe sogar so weit zu sagen: Sie sind für ihn dasselbe. Weil jeder Dank für eine wirklich wichtige Sache für ihn stets etwas mit Gott zu tun hat. Gemeint ist damit nicht der Dank, den wir wie einen Reflex aussprechen. Kleine Kinder werden manchmal so dressiert: „Wie sagt man ...?!" Nein, es geht um die bedeutenden Ereignisse im Leben. Die Heilung von Krankheit ist so etwas - wie im Evangelium heute. Oder: Wenn ein Kind gesund zur Welt kommt. Wenn ich durch und durch spüre, dass ein anderer mich liebt. Das alles ist kein Menschenwerk, und ich brauche deshalb nicht zuerst einem Menschen zu danken. Sondern ich erinnere mich daran, wer mein Leben in der Hand hat. Alles. Ganz. Und weil ich gerne singe, kommt mir wahrscheinlich ein Loblied auf die Lippen: Alles meinem Gott zu Ehren.

Schließlich hat sich der geheilte Mann vor Jesus auf den Boden geworfen. Unendlich dankbar für seine Heilung weiß er, dass Gott menschliche Helfer hat. Und denen zu danken, das ist schlicht menschlich. Aber eben erst als zweites.

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