SWR1 3vor8

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Wozu legt man etwas auf die Hohe Kante? Damit man später etwas hat, wovon man leben kann. Viele sagen das so, ich auch. Im Alter möchte ich selber für mich und meine Bedürfnisse sorgen können. Dafür nicht genug Geld zu haben, das macht vielen Angst. Deshalb ist es sicher gut, etwas zurück zu legen, wenn man kann. Aber viele sorgen sich, dass es keine wirklich sichere Geldanlage gibt. Die Sparguthaben in Deutschland werden immer höher - und die Angst vor der Zukunft trotzdem größer.
Deshalb ist es gut, finde ich, dass Jesus darauf aufmerksam gemacht hat: Es gibt noch andere Rücklagen, von denen man leben kann. Heute, am Erntedankfest wird in den evangelischen Gottesdiensten daran erinnert. Auch Jesus hat seine Zuhörer vor dem Werteverfall ihrer angesparten Schätze gewarnt. Am Ende kann man davon sowieso nicht leben - so verstehe ich ihn. Zum Leben ist etwas anderes viel wichtiger. Deshalb rät Jesus: „Sammelt euch Schätze im Himmel, wo Motten und Würmer sie nicht fressen können und wo Einbrecher sie nicht stehlen." (Mt 6, 20)
Schätze im Himmel. Auf der ganz Hohen Kante sozusagen. Schätze, die im Himmel sind, also bei Gott, und von denen man leben kann. Was ist das, was von Gott kommt und ich kann davon zehren, auch wenn mir sonst nicht mehr viel bleibt?
Für mich sind es die guten Worte, die mir von Gottes Liebe und Begleitung erzählen und mich immer wieder erinnern: Auch wenn alles andere nicht mehr da ist und nicht mehr geht, Gott wird mich nicht allein lassen. Spontan fällt mir ein Satz aus den Liedern der Bibel ein: „Und ob ich schon wanderte im finster'n Tal, fürchte ich kein Unheil. Denn Du bist bei mir. Dein Stock und dein Stab schützen und trösten mich!" An dem Satz halte ich mich manchmal fest, wenn ich mir Sorgen mache. Für mich ist das ein Schatz, von dem ich lebe. Jetzt schon. Und hoffentlich erst recht, wenn mir sonst nicht mehr viel bleibt. Es gibt noch mehr solcher guter Worte, die man sammeln kann. Musik auch, Lieder: die machen einem die Worte unvergesslich. Ein himmlischer Schatz. Und etwas anderes ist auch darin in diesem himmlischen Schatz: Die Liebe, die mich mit Menschen verbindet. Liebe, die man mir geschenkt hat und die ich geben konnte. Die Liebe, die schon heute mein Leben trägt - wenn jemand mir eine freundliche E-Mail schreibt oder ich sehe, wie meine Kinder sich freuen, weil ich an sie denke. Ich bin sicher - die Liebe wird mir helfen. Und die guten Worte. Mit Geld lässt sich das nicht kaufen, was ich brauche: Liebe und Zuversicht und Lebensfreude.
So einen himmlischen Schatz anzusammeln - das ist wirklich wichtiger als das Sparkonto, glaube ich. Darum muss man sich gar nicht so viel Sorgen machen.

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