SWR1 3vor8

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Ich verdamme dich auch nicht. Geh hin und sündige nicht mehr! (Joh 8, 11)

Wenn eine Ehe kaputt geht, ist das für alle Betroffenen schlimm – egal ob es einer Bischöfin passiert oder einer Kassiererin im Supermarkt. Und wenn ein Seitensprung dazu kommt – dann tut es umso mehr weh. Dem der betrogen wurde und dem anderen ja oft auch. Es ist auch schlimm, jemandem weh zu tun, dem man versprochen hat: ich werde immer für dich da sein. Das liegt einem wie ein Stein auf der Seele. Es ist schwer, mit so einer Last zu leben.
Jesus warnt deshalb vor Ehescheidungen. Und das 6. Gebot heißt: „Du sollst nicht die Ehe brechen!“ Gott will Menschen ersparen, dass sie anderen weh tun und sich selber auch. Die Bibel sagt: Wer es doch tut, sündigt.
Aber wenn es passiert ist – aus welchem Grund auch immer: wenn der Riß nicht mehr zu kitten geht, wenn eine oder einer die Ehe gebrochen hat und es ist nicht mehr zu reparieren, was dann? Wie kann man dann weiter leben?
Gar nicht, haben manche zur Zeit Jesu gesagt. Wir haben ein Gesetz und das sagt: Wer die Ehe bricht, der muss gesteinigt werden. Der muss die Konsequenzen tragen. Der muss sehen, wie das ist, wenn man Leben zerstört.
In den evangelischen Gottesdiensten wird die Geschichte heute in der Predigt bedacht. Die Bibel erzählt: Die Leute haben eine Frau zu Jesus gebracht, die sie beim Ehebruch ertappt haben. Sie hatten die Steine schon in der Hand, sie wollten sie steinigen. Eigentlich verständlich – wenn man ein Gesetz hat, muss man auch konsequent sein, sonst nimmt es ja niemand mehr ernst.
Jesus sieht das trotzdem anders. Er nimmt den Leuten die Steine aus der Hand: „Wer von euch noch nie gesündigt hat, der werfe den ersten Stein“ sagt er. Da lassen sie ihre Steine fallen, die Vorwürfe und die Verurteilungen. Und es sieht so aus, als ob ihnen dabei leichter wird. Sie können weggehen sich um ihr eigenes Leben kümmern. Und zu der Frau sagt Jesus: „Ich verurteile dich auch nicht. Geh und mach das nicht mehr, was du getan hast.“
Wie es mit der Frau und ihrer Ehe und ihrer Liebe und den Menschen, die betroffen sind weiter geht, das erfährt man nicht. Aber auch ihr ist ein Stein vom Herzen gefallen. Und ohne diese Last kann sie jetzt klären, wie es weitergehen soll.
Jesus nimmt Menschen ihre Last ab, damit sie leben können. Mit Vorwürfen gegen sich selbst und andere kann ein Neuanfang nicht gelingen. Aber Verletzungen heilen, wenn ich die Vorwürfe lassen kann. Jesus nimmt den Menschen ihre Steine ab. Mir hoffentlich auch und Ihnen, wenn sie es brauchen. Damit wir die Hände frei haben, das Herz und den Kopf und neu anfangen können. https://www.kirche-im-swr.de/?m=1614
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