SWR1 3vor8

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Sehen Sie schon klar für die Wahl heute? Wo Sie Ihr Kreuz machen werden?
Ich sehe nur eines klar: Ich behalte meine Stimme nicht für mich. Ich will mitentscheiden, welche Politik für die Zukunft und das Wohl unseres Landes gemacht wird.
Die Passage aus der Bibel, über die heute in den evangelischen Kirchen nachgedacht wird, bestärkt mich darin. Sie sagt mir: Jede Entscheidung hat eine Tragweite, eine Entscheidung ist kein Larifari, auch nicht bei einer Wahl.
Natürlich geht es Jesus nicht um das Kreuz für eine Partei.
Aber er macht deutlich, bei Entscheidungen im Leben geht es darum, nicht blind, sondern möglichst sehenden Auges einen Weg in die Zukunft zu wählen.
Bei Entscheidungen gilt es, genau hinzuschauen. Nichts Blöderes als wenn ich mir hinterher sagen muss: „Ja, warum habe ich das nicht gesehen?"
Also nicht kurzsichtig entscheiden. Und auch nicht Wichtiges ausblenden.
Wörtlich sagt Jesus in der Bibel:
Ich bin in diese Welt gekommen, um Gericht zu halten: Diejenigen, die nicht sehen können, sollen sehen. Und diejenigen, die sehen können, sollen blind werden." Ich verstehe ihn so:
Manchmal merkt man gar nicht, dass man blinde Flecken hat auf der Linse. Oder ein eingeschränktes Blickfeld. Man kann Wichtiges nicht sehen. Und merkt es gar nicht. Und manchmal glaubt man, ganz genau zu sehen, was los ist. Und sieht doch nur Hälfte. Und Jesus verspricht: Wer sich an mir orientiert, der sieht mehr.
Und nun frage ich mich in Bezug auf die Wahl heute:
Reicht es, wenn ich mich danach entscheide, was eine Partei mir verspricht?
Ob sie Politik macht, die mir persönlich nützt?
Wenn ich als Wähler zuerst oder vielleicht sogar ausschließlich auf meine Interessen sehe, werde ich dann meiner Verantwortung gerecht? Macht mich das womöglich blind für anderes, was genauso wichtig ist? Wenn ich mich an Jesus orientiere, dann reicht es nicht, bei der Wahl nur auf die eigenen Interessen zu schauen. Wählen ist auch eine Frage meiner Verantwortung für das Gemeinwohl. Auch für den Weg, den unser Land geht, in unserer Einen Welt.
Wenn ich zB. allein nach meinen Lebensinteressen gehe, dann haben die Fragen der Älteren Vorrang. Ich gehe schließlich auf die 60 zu. Aber macht das meine Wahlentscheidung dann nicht blind für die Interessen und die Zukunft der Jungen? Dann muss ich mir irgendwann sagen lassen: Wie kurzsichtig oder sogar blind warst du damals bloß? Als Wähler, als Bürger und erst recht als Christenmensch?

Der Predigttext steht in Johannes 9,39-41:
39 Jesus sprach:
"Ich bin in diese Welt gekommen, um Gericht zu halten:
Diejenigen, die nicht sehen können, sollen sehen.
Und diejenigen, die sehen können, sollen blind werden."
40 Das hörten einige von den Pharisäern, die damals bei ihm waren. Sie fragten ihn: "Sind wir etwa auch blind?"
41 Jesus antwortete:
"Wenn ihr blind wärt, hättet ihr keine Schuld.
Aber jetzt behauptet ihr: 'Wir sehen!'
Darum bleibt eure Schuld bestehen!"

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16094
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