Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Oskar heißt der Held eines Buches, das ich schon ein paar mal an Jugendliche verschenkt habe. Ich möchte es Ihnen heute morgen vorstellen, Es behandelt ein Thema, um das Jugendliche normalerweise einen Bogen machen. Es handelt vom Sterben und wie der Glaube einem Menschen dabei helfen kann. Aber es ist gar nicht deprimierend. Im Gegenteil. Es wirkt befreiend, finde ich.
Das Buch heißt „Oskar und die Dame in Rosa“ und ist von Eric-Emanuel Schmitt.
Oskar ist ein 10jähriger Junge. Er liegt in der Klinik und hat Krebs. Er hat nur noch wenige Wochen zu leben. Aber alle tun so, als ob gar nichts wäre. Vor allem seine Eltern. Dabei wissen alle Bescheid, auch Oskar. Aber sie können nicht darüber reden. Nicht einmal seine Eltern können sich selbst und ihm die Wahrheit nicht sagen. Und Oskar tut, als ob er von nichts weiß, um sie nicht noch trauriger zu machen. Und bleibt deshalb allein mit seiner Angst.
Gott sei Dank gibt es da aber noch die Dame in Rosa. Eine Krankenschwester vielleicht, vielleicht auch ein Engel – das erfährt man bis zum Schluss nicht so richtig. Diese Dame in Rosa traut sich, mit Oskar über seine Situation zu reden und Oskar lässt sich auf das ein, was sie sagt. Immerhin war sie früher Catcherin, hat sie ihm erzählt. Das imponiert Oskar.
Die Dame in Rosa ermutigt Oskar, Briefe an den lieben Gott zu schreiben. Ihm, sagt sie, kann er alles sagen, was ihn beschäftigt. Er hält das aus. Oskar fängt tatsächlich damit an. In einem der Briefe beschreibt er, wie die Dame in Rosa ihn mitgenommen hat in die Krankenhauskapelle. „Ich habe natürlich einen Riesenschreck bekommen, … als ich dich in diesem Zustand gesehen habe“, schreibt Oskar an den lieben Gott, „fast nackt, ganz mager an Deinem Kreuz, überall Wunden, die Stirn voller Blut durch die Dornen, und der Kopf, der dir nicht mal mehr gerade auf den Schultern saß. Das hat mich an mich selbst erinnert,“ schreibt Oskar. „Ich war empört. Wäre ich der liebe Gott wie du, ich hätte mir das nicht gefallen lassen.“
„So einem werden sie doch nicht vertrauen?“ fragt Oskar deshalb die Dame in Rosa. Und die fragt zurück: „Warum nicht, Oskar? Würdest du dich eher einem Gott anvertrauen, wenn du einen Bodybuilder vor dir hättest, mit prallen Muskeln, eingeölter Haut, kahl geschoren und im vorteilhaften Tanga? Wem fühlst Du dich näher, Oskar, einem Gott, der nichts fühlt oder einem, der Schmerzen hat?“ (E.M. Schmitt, Oskar und die Dame in Rosa, Zürich 2003, S. 63ff)
Übrigens hat mir mein 17jähriger Sohn diese Episode erzählt und gesagt: Wie die das sagt: as finde ich gut!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1603
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