Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Das rote M ist schon von weitem zu sehen. „Können wir hier Pause machen?", rufen die Kinder von hinten. Beim roten M gibt es Pommes, Milchshakes und eine Rutsche, das wissen sie genau. Beim roten M gibt es saubere Toiletten und zufriedene Kinder, das wissen wir Eltern. So ist das mit bekannten Symbolen. Sie werden sofort verstanden.
Ein Kreuz am Straßenrand. Davor eine Kerze und heute wieder ein paar frische Blumen. Mehrmals in der Woche fahre ich daran vorbei. Jedes Mal unterbreche ich unwillkürlich meine Gedanken, für eine Sekunde nur, und denke für einen Moment an den jungen Mann, der hier tödlich verunglückt ist. Der Baum am Straßenrand ist durch das Kreuz gekennzeichnet. Hier weiß jeder sofort, was passiert ist: ein Mensch ist gestorben, ein Mensch, um den getrauert wird, ein Mensch, an dessen Leben erinnert werden soll.
Aber könnte man nicht auch einen Stein aufstellen, die Blumen allein sprechen lassen, oder ein Schild anbringen mit Namen und Datum?
Stattdessen ein Kreuz. Das verweist noch auf etwas Anderes. Nicht nur darauf, dass dieser junge Mann sein Leben verloren hat. Nicht nur darauf, dass dieser Mensch im Leben seiner Familie und seiner Freunde eine große Lücke hinterlassen hat.
Das Kreuz sagt noch mehr. Es stellt eine Verbindung zu Gott her. Das Kreuz sagt: Das Leben dieses Menschen ist nicht einfach ausgelöscht, auch wenn er nicht mehr unter uns lebt. Er hat immer noch einen Namen, sein Leben hat immer noch einen Ort, es hat Bedeutung über den Tod hinaus!
Ein Kreuz erinnert an Jesus. Es ist mit seinem Namen, mit seinem Leben und mit seinem Tod verbunden. Als er lebte, war da so viel Hoffnung, so viel Bewegung, so viel Leidenschaft für das Leben und so viel Liebe! Viele Menschen haben gespürt: In Jesus ist Gott selbst in die Welt gekommen. Jesus von Nazareth starb einen schrecklichen Hinrichtungstod am Kreuz. Doch was wie ein Ende ausgesehen hat -  endgültig und traurig - das hat Gott zu einem Anfang gemacht. Er ist auferstanden, haben die Frauen und Männer aus seiner Nähe freudestrahlend erzählt. Wir haben ihn gesehen! Und viele haben sich anstecken lassen und die Nachricht weitererzählt.
Seitdem steht das Kreuz nicht mehr nur für Tod und Schmerz. Seitdem ist das Kreuz auch ein Zeichen des Lebens und ein Zeichen der Hoffnung. Und jedes Kreuz am Straßenrand sagt uns: Egal, was dir in deinem Leben passiert und egal wie lange du dein Leben hier leben darfst: Gott ist bei dir; in seiner Hand bist du geborgen  - im Leben und im Tod.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15983
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