Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

„Ich habe nichts gegen Fremde. Einige meiner besten Freunde sind Fremde. Aber dieser Fremde dort ist nicht von hier!" Das sagt der alte Methusalix in dem Comic „Asterix und Obelix", als eine fremde Familie in das kleine gallische Dorf kommt.
Fremd ist uns in Deutschland solch ein Vorbehalt nicht. Gerade jetzt, wo wieder verstärkt Asylbewerber zu uns kommen, branden die Debatten neu auf und es wird darüber gestritten, wie viele Fremde Deutschland vertragen kann, ob die Einwanderung stärker begrenzt werden soll, wo die vielen Menschen untergebracht werden können.
6670 Asylbewerber sind im ersten Halbjahr zu uns nach Baden-Württemberg gekommen. Sie haben alles aufgegeben, um zu uns kommen: ihren Besitz, ihre Arbeit, ihre Verwandten, ihre Freunde. Und sie tauschen das ein gegen 4,5 Quadratmeter in einem aus allen Nähten platzenden Flüchtlingsheim, wo bis zu 6 Menschen in einem Raum miteinander leben bis ihr Verfahren entschieden ist - und dauert oft bis zu 2 Jahre!
Wie sollen wir mit diesen Menschen umgehen, bei denen noch gar nicht sicher ist, ob sie bei uns bleiben oder ob ihr Antrag abgelehnt wird? Wie viel Geld soll unser Staat jetzt schon in sie investieren - zum Beispiel in Sprachkurse -, damit bei denen, die bleiben dürfen, die Integration auch gelingen kann?
Bei „Asterix und Obelix" investieren die Einheimischen gar nichts - weder Geld noch Sympathien. Sie stehen den Fremden bis zuletzt skeptisch gegenüber und die Fremden den Einheimischen. Das große Ver­söhnungsfest mit Wildschwein und allem Drum und Dran findet erst statt, als die Fremden beschließen, in ihre Heimat zurückzukehren.
Kein gutes Vorbild für unsere Integrationspolitik, scheint mir. Was die Bibel zu dem Thema sagt, finde ich sehr viel bemerkenswerter: „Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande", heißt es da, "dann soll er bei euch wohnen wie ein Einheimischer, und du sollst ihn lieben wie dich selbst."
Die Nächstenliebe, das höchste Gebot von Juden und Christen, sie gilt also auch den Fremden. Mag sein, dieser Fremde dort ist nicht von hier, sieht anders aus, ist anders als ich. Aber er ist mein Mitmensch, heißt das, und damit verdient er denselben Respekt, den auch ich von meinen Mitmenschen erwarte.
Und umgekehrt gilt: Integration ist keine Einbahnstraße. Die Fremden sind gekommen, um eine Heimat zu finden. Es ist an ihnen, sich hier gut einzuleben, unsere Sprache zu lernen, unsere Gesetze zu halten; es ist an uns, ihnen das Einleben zu ermöglichen: freundlich, offen und mit Respekt - ganz so, wie wir selbst auch behandelt werden möchten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15982
weiterlesen...