Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Wer Ohren hat zu hören, der höre." Mehrfach sagt Jesus in der Bibel das ganz eindringlich. Kaum einen Satz hat er so oft wiederholt. „Wer Ohren hat zu hören, der höre."
Wie wäre das für Sie, wenn jemand Sie so ermahnt? Ich fände das wahrscheinlich zuerst eine Unterstellung, dass ich nicht richtig zugehört hätte.
Aber ist nicht oft was dran? Ich weiß aus eigener Erfahrung, hören ist nicht leicht. Unendlich viele Reize strömen auf einen ein und fordern alle Sinne. Wie schnell lässt die Aufmerksamkeit beim Hören nach, wenn man etwas sieht oder an anderes denkt. Da wird der Hörsinn leicht überdeckt. Dann hört man hört nur noch nebenbei. Drüber weg. Am Anderen vorbei.
Vielleicht unterstellt Jesus also nichts, sondern sagt was ganz Wichtiges. Und macht zu Recht aufmerksam aufs Hören: „Wer Ohren hat zu hören, der höre."
Hören: Das könnte ja auch was für die Ferien sein. Sich Zeit nehmen für konzentriertes Hören: Vom Hören zum Hin-hören, vom Hören zum Lauschen. Vielleicht auch vom Hören zum Auf-hören?
Ferien bieten die Chance, sich Hörzeit zu nehmen. Orte zu suchen, die hören lassen: Am Wasser sitzen und den Wellen zuhören: Sie gewissermaßen mit den Ohren sehen. Oder in eine Hörspielkirche gehen: In Sipplingen am Bodensee und in Federow an der Müritz kann man das diesen Sommer. Eine Kirche besuchen, ein Hörspiel hören und in eine andere Welt eintauchen.
„Wer Ohren hat zu hören, der höre." Langsam begreif ich den Satz.
Auch weil er mich an eine Geschichte aus dem Alten Testament erinnert, die ich schon als Kind gehört habe. Auf Schallplatte. Sie hat mich fasziniert und auch ein wenig erschreckt. Sie handelt von Samuel:
Er ist noch ein Junge. Gerade in den Tempel eingetreten als Prophetenschüler. In der Nacht hört er auf einmal seinen Namen rufen. Er steht auf, geht zu Eli, seinem Lehrer, und sagt, ‚da bin ich'. Eli sagt: ‚Ich weiß nicht, was Du gehört hast, ich habe nicht gerufen.' Zweimal geht das noch so. Da erst begreift Eli, der Lehrer, und kann dem jungen Samuel deuten, was da vor sich geht.
„Es muss Gott sein, den Du in Dir hörst", sagt er. Und er rät ihm:
„Wenn es wieder geschieht, dann sag; Hier bin ich - ich höre." (1. Samuel 3)
Hören kann ganz tief gehen. Wenn mein Gewissen spricht, oder wenn eine Entscheidung ansteht und ich aus vielen Stimmen die Richtige heraushören muss. Indem mir klar wird, was mich unbedingt angeht. Da muss ich hinhorchen. Vielleicht aufhören mit etwas. Aus Jesu Worten Gott hören, der es gut mit mir meint.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15829
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