SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

Lobet den Herren, alle, die ihn ehren - GL 671, EG 447 

Lobet den Herren alle, die ihn ehren; lasst uns mit Freuden seinem Namen singen und Preis und Dank zu seinem Altar bringen. Lobet den Herren!

Lobet den Herren! Diese Aufforderung eröffnet das Lied, und sie beschließt jede seiner zehn Strophen. Es ist ein Morgenlied; geschrieben hat es Paul Gerhardt, der evangelische Pfarrer und große Liederdichter des 17. Jahrhunderts. Seine Texte verbinden die beiden großen Konfessionen: Im „Evangelischen Kirchengesangbuch" ist er mit 26 Liedern vertreten; das neue katholische Gesangbuch „Gotteslob" wird 7 Lieder von ihm enthalten.

Wofür soll Gott gelobt werden? Für etwas scheinbar Selbstverständliches: Wir haben die Nacht heil überstanden und dürfen einen neuen Morgen erleben. Vier Strophen lang malt das Lied die Geborgenheit aus, die Gottes treue Nähe schenkt: Er hat unser Leben in der Nacht „so väterlich bedecket"; seinem Segen haben wir zu verdanken, dass wir gesund und munter aufstehen konnten; Gottes Engel hat uns beschützt vor Dieben und Räubern. Wie zerbrechlich das Leben sein kann, hat Paul Gerhardt am eigenen Leib und in der eigenen Seele erfahren: Mit 12 verlor er den Vater, mit 14 die Mutter. Zu diesem Zeitpunkt flackerte schon drei Jahre lang der Krieg, der dreißig Jahre dauern sollte. Fast verwundert und in barocker Bildersprache stellt der Dichter fest: Wir leben noch! 

Dass Feuerflammen / uns nicht all zusammen / mit unsern Häusern unversehns gefressen / das macht's, dass wir in seinem Schoß gesessen. Lobet den Herren!

Dieser Schutz möge für immer gelten - nicht nur für den neuen Tag! Mit dieser Bitte beginnt die zweite Hälfte des Liedes. Es spricht jetzt nicht mehr von Gott, sondern mit ihm:

O treuer Hüter, Brunnen aller Güter, ach lass doch ferner über unser Leben bei Tag und Nacht dein Hut und Güte schweben. Lobet den Herren!

Das Leben soll gut weitergehen. Aber nicht bloß als Fortsetzung und Verlängerung der Gegenwart. Zu-kunft heißt für Paul Gerhardt auch: Gott kommt auf uns zu. Das ist der Ernstfall des Lebens, aber auch der große Glücksfall. Im Morgen des neuen Tages, von dem das Lied singt, klingt und leuchtet schon etwas von der Vollendung aller Geschichte:

Herr, du wirst kommen und all deine Frommen, die sich bekehren, gnädig dahin bringen, da alle Engel ewig, ewig singen: Lobet den Herren!

Zeit und Ewigkeit, Vergangenheit und Zukunft: Das Lied blickt in weite Horizonte. Aber es weiß auch: Konkret leben können wir nur im Jetzt. Paul Gerhardt bittet um Segen für diesen einen neuen Tag, der begonnen hat.

Gib, dass wir heute, Herr, durch dein Geleite auf unsern Wegen unverhindert gehen und überall in deiner Gnade stehen. Lobet den Herren!

 Musik: 

Strophe 1: Marion Eckstein, Alt / Kay Johannsen, Orgel. Aus meines Herzens Grunde. Die schönsten alten Kirchenlieder. Carus 83.015, CD 3/9. ℗ + © 2012 SWR 2 und Carus-Verlag, Stuttgart 

Strophe 6: Kay Johannsen, Orgel. Aus meines Herzens Grunde. Die schönsten alten Kirchenlieder. Carus 2.119/99, CD 3/9. ℗ + © 2012 SWR 2 und Carus-Verlag, Stuttgart 

Strophe 7: Paul Gerhardt, Choräle auf sechs Saiten, interpretiert von Reinhard Börner. © + ℗ 2006 cap-music, Oberer Garten 8, 72221 Haiterbach-Beihingen, Best.-Nr. 52 07372

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15811
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