Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Wir könnten Menschen sein. Einst waren wir schon Kinder. Wir sahen Schmetterlinge, wir standen unterm silbernen Wasserfall. Wir sahen alles. Wir hielten die Muschel ans Ohr. Wir hörten das Meer. Wir hatten Zeit." - Schöne Worte des Schriftstellers Max Frisch (1911-1991) Passt gut zur Ferien- und Urlaubszeit.

 Als Erwachsene scheinen wir wichtige Merkmale des Menschseins verloren zu haben. Nach dem Motto: „Wir können alles - nur Zeit haben wir keine mehr." Oft fehlen uns der Mut, die Kraft oder der Wille zur Pause. 

Und doch sollten wir sie uns immer wieder gönnen: Zeit zum Staunen und Beobachten, was es in der Natur an Schönem gibt. Zeit für die Familie und für Freunde. Zeit für ein Fest - man muss ja nicht von Fest zu Fest, von Hocketse zu Hocketse hetzen. Zeit für uns selbst: ausruhen, sich an den schönen Dingen des Lebens freuen, zur Besinnung kommen. 

Aber da beginnt schon das Problem: Sich Zeit nehmen, Stille aushalten, Pause gestalten - das ist leichter gesagt als getan. Und für umtriebige Zeitgenossen ist das gar nicht leicht. Manche haben geradezu Angst vor der Stille, vor solchen Ruhe-Zeiten, sie suchen die Dauerbeschäftigung. Aber vielleicht stimmt es gerade deshalb: Mach mal Pause! 

Die Bibel erzählt in der Schöpfungsgeschichte recht anschaulich: Am sechsten Tag, nach allen anderen Geschöpfen, erschafft Gott zum Schluss den Menschen. Und am siebten Tag ruht Gott und mit ihm alle Geschöpfe. (Genesis 1,26-2,4a)

So fängt der Mensch sein Leben mit einem Ruhetag an. Das ist auch der Sinn des Sonntags: Wir dürfen ihn feiern und genießen als einen Tag des Dankens und der Freude an Gott und an seiner Schöpfung.  

Vor 2000 Jahren hat Jesus seinen Weggefährten Mut zur Pause gemacht. Der Evangelist Markus berichtet: Nach einem anstrengenden Tag haben sie sich wieder bei Jesus versammelt. „Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind und ruht ein wenig aus. Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. Sie fuhren also mit einem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein." (6,30-32)

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