Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Menschen sind wichtig, nicht die Dinge. Das habe ich gemerkt, als ich nach langer Zeit wieder einmal meine alten Dias angeschaut habe. Da haben mich vor allem diejenigen Fotos angerührt, auf denen Menschen zu sehen sind, die mir etwas bedeuten. Ganz besonders die Bilder von Personen, die inzwischen gestorben sind. Die vielen Landschaftsaufnahmen waren für mich dagegen einfach uninteressant. 

Dabei haben mich beim Fotografieren gerade diese Aufnahmen besonders viel Mühe und Zeit gekostet. Ich bin zum Beispiel  auf Felsen geklettert um den perfekten Ausschnitt einer Bucht aufs Bild zu bekommen. Oder ich bin früh morgens aufgestanden um den Sonnenaufgang zu fotografieren. - Jetzt schau ich mir all diese Aufnahmen an und denke: eigentlich nichts Besonderes. 

Ich glaube, das ist nicht nur mit den Fotos so, sondern mit dem ganzen Leben. Am Ende zählen die Menschen, die mir etwas bedeuten: wie viel Zeit ich mit ihnen verbracht habe und wie ich die Beziehungen zu ihnen gelebt habe. 

„Was bleibt?" hat auch der Apostel Paulus in einem seiner Briefe gefragt. Und er kommt grade mal auf drei Dinge: Glaube, Hoffnung und Liebe. Und die Liebe, sagt Paulus, ist die wichtigste von diesen dreien (1 Korinther 13,13). Die Liebe. Ich denke, damit meint er nicht nur ein Gefühl und auch nicht nur das Verliebt-sein. Sondern mit Liebe meint er vor allem, füreinander da zu sein, sich um den anderen zu kümmern und Verantwortung füreinander zu übernehmen.

Ich denke, das lohnt sich und das kann man auch spüren. Als ich neulich total geschafft nach einem langen Arbeitstag abends nach Hause gekommen bin, da wollte meine Tochter, dass ich mit ihr Physik lerne. Sie hatte am nächsten Tag eine Klassenarbeit. Eigentlich wollte ich einfach nur meine Ruhe haben: Fernsehen, lesen oder im Internet surfen. Aber ich hab mich dann doch mit meiner Tochter hingesetzt. Gemeinsam haben wir versucht, den Geheimnissen von Lageenergie und Hebelkräften auf die Spur zu kommen. Das war anstrengend, aber es hat Spaß gemacht und war richtig schön. Ich kann mich an keinen anderen Abend in dieser Woche mehr erinnern, aber an den noch ganz genau. Der bleibt. 

Jetzt ist Ferienzeit. Viele haben frei und für viele steht der Urlaub vor der Tür. Da hat man viel Zeit für alle möglichen Dinge. Vielleicht denken Sie ja daran - beim Fotografieren und auch sonst -: Letztlich kommt es auf die Menschen an und auf die Liebe zu ihnen.

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