Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wie wird man hundert Jahre alt? Dieser Frage sind Wissenschaftler der Universität Heidelberg nachgegangen. Und eine ihrer Antworten lautet: Man braucht einen Sinn im Leben. 

Das ist eine Gemeinsamkeit, die die Wissenschaftler bei vielen 100-Jährigen festgestellt haben. Zum Beispiel bei Bruno Rottenbach. Der heute 100-Jährige war von Beruf Journalist. Aber auch als Rentner war er aktiv und hat als freier Mitarbeiter weiter für die Zeitung geschrieben. Und als er dann ins Altenheim kam, hat er dort eine Seniorenzeitung gegründet, die er bis heute betreut. - „Sinnstiftende Aktivität" nennen das die Wissenschaftler. Und die lässt einen anscheinend länger leben.

 Also: zum einen soll man aktiv sein, also was tun und nicht die Hände in den Schoß legen. Und dann sollte man das Gefühl haben, dass das, was man tut, sinnvoll ist. Ich denke, das ist sogar das Entscheidende dabei. Es gibt ja auch sinnlose Aktivitäten, die einfach dazu da sind, die Zeit tot zu schlagen. 

Ich glaube, einen Sinn im Leben zu haben ist nicht nur für die Hundertjährigen eine gute Sache, sondern auch für alle jüngeren. Das hat wie kein anderer der Wiener Psychiater Viktor Frankl betont. Er war der Meinung: Damit ein Leben gelingt und ein Mensch glücklich leben kann, braucht er unbedingt einen Sinn. Man soll nicht einfach leben, arbeiten, Dinge tun oder lassen, sondern man sollte wissen warum man lebt, wofür man arbeitet, warum man Dinge tut oder lässt und wozu das gut ist. - Kurz: welchen Sinn das alles hat. 

Viktor Frankl ist sogar noch weiter gegangen. Er hat gemeint: So richtig macht das Leben erst dann Sinn, wenn ich nicht nur für mich lebe, sondern für andere Menschen oder auch für eine Idee oder eine Sache hinter, der ich stehe. 

Ich verstehe das so: Als Lehrer beispielsweise muss ich arbeiten, um Geld zu verdienen. Meine Arbeit macht dann zwar einen Sinn, aber dieser Sinn kreist nur um mich selbst. Ich kann mir aber auch das Ziel setzen, meine Schüler auf das Leben vorzubereiten. Dann bekommt meine Arbeit einen Sinn, der über mich selbst hinausgeht. Ich arbeite für andere. Und ich werde dann engagierter und zufriedener arbeiten als ich es tue, wenn es mir nur ums Geld geht. 

Ob ich mein Leben und meine Arbeit sinnvoll finde, liegt also gar nicht so sehr an dem, was ich tue. Viel wichtiger sind der Grund, warum ich es tue und das Ziel, das ich damit erreichen will. - Ich will mir deshalb die Bereiche meines Lebens einmal anschauen und mich fragen: Welchen Sinn sehe ich darin und wo nütze ich nicht nur mir sondern anderen. Ich denke, so eine Sinnsuche lohnt sich - Nicht weil ich hundert werden will, sondern weil ich zufrieden leben möchte.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15758
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