Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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 Für viele Paare ist der Juli die ideale Zeit zum Heiraten. Das Wetter ist schön und die meisten können mitfeiern, weil sie noch nicht in den Ferien sind.

„Am schönsten ist für mich so eine richtig volle Kirche, in der dann auch alle mitsingen können",  hat die junge Frau mir erzählt.  Zusammen mit Ihrem zukünftigen Ehemann ist sie zum Traugespräch gekommen.

Sie sagt: „ Dass wir beide uns gefunden haben, für mich ist das ein Geschenk Gottes. Und ich will auch, dass Gott uns segnet, wenn wir jetzt heiraten. Ohne Gottesdienst und Segen ist das für mich überhaupt keine richtige Hochzeit." 

Ihr Freund sieht das etwas anders." Ich mache das nur dir zuliebe," sagt er, „Und glauben kann ich das alles sowieso nicht. Ich glaube nur, was ich sehen kann und was sich auch beweisen lässt."

 „Quatsch" sagt sie. „Du glaubst doch auch an unsere Liebe, und die kannst du doch auch nicht sehen! Und trotzdem ist sie da."

Mir wird klar - dieses Streitgespräch führen die beiden nicht zum ersten Mal. Trotz ihrer Entscheidung kirchlich zu heiraten.

Ganz wichtig ist ihnen eine Frage, nämlich: „Können wir auch kirchlich heiraten, wenn einer von uns aus der Kirche ausgetreten ist?". Bei Ihren Hochzeitsvorbereitungen hat sich nämlich herausgestellt, dass der Bräutigam gar kein Kirchenmitglied ist.  Als er zum ersten Mal auf dem Lohnzettel die Rubrik „Kirchensteuer" gelesen hatte, ist er damals gleich aus der Kirche ausgetreten. Und jetzt befürchten beide, dass eine kirchliche Trauung vielleicht gar nicht mehr möglich ist?

Aber da kann ich sie beruhigen. Normalerweise sollten schon beide einer christlichen Kirche angehören. Aber im Ausnahmefall ist eine evangelische Trauung auch möglich, wenn nur einer der beiden Partner in der Kirche ist. Wie genau dann so ein Gottesdienst aussieht, darüber muss man reden, mit der Pfarrerin oder dem Pfarrer beim Traugespräch. Denn schließlich soll beim Traugottesdienst ja nicht so getan werden, als wären die Vorbehalte nicht da bei einem von den beiden.

Über all das haben wir dann auch geredet bei diesem Traugespräch.

Und am Ende ist es eine richtig schöne Trauung geworden, bei der sich sogar der Bräutigam ein paar Glückstränen verwischen musste.

Und Jahre später, da hatten die beiden schon zwei Kinder und waren 10 Jahre älter, da ist er dann bei der Taufe des dritten Kindes in die Kirche eingetreten. Der erste Schritt aber, hin zu diesem Entschluss, das war für ihn das Erlebnis seiner eigenen kirchlichen Trauung.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15696
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