Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„ Der wahre Sinn des Lebens besteht darin, Bäume zu pflanzen, unter deren Schatten man vermutlich selber nie sitzen wird" ( Nelson Henderson) .

Diesen Satz hat mir ein zukünftiger Ruheständler nach einem Gespräch geschenkt, in dem er seinen ganzen Frust ausgepackt hatte.  So viel an Zeit und Kraft hat er investiert in die Arbeit. Und was hat es gebracht? Gute Ideen hat er eingebracht. Und mit so viel Engagement die Azubis ausgebildet. Redet davon noch irgendwer? Und die vielen ehrenamtlichen Arbeitsstunden.  Sieht die heute überhaupt noch jemand?

Und dann, Tage später, schickt er mir diesen Satz:

„ Der wahre Sinn des Lebens besteht darin, Bäume zu pflanzen, unter deren Schatten man vermutlich selber nie sitzen wird".

Anscheinend hat  das Erzählen bewirkt, dass er nicht mehr alles so negativ sehen musste. Und der Satz von dem Schatten der Bäume, im dem er ja auch selbst nur sitzen kann, weil andere sie gepflanzt haben, der hat seinen Blickwinkel verändert.

So einen Wechsel in der Blickrichtung hat auch Jesus einmal beabsichtig, als er sagte:

„Der eine sät, der andere erntet. Ich habe euch gesandt zu ernten, wo ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet und euch ist Ihre Arbeit zu Gute gekommen ( Joh 4, 27f)."

Eine alte Erkenntnis also. Und eine, die zeigt, wie die Generationen aufeinander  angewiesen sind.

Manchmal brauchen die Früchte unserer Arbeit und unseres Engagements wirklich Jahre um zu reifen.  Den Verbesserungsvorschlag in der Firma bringt vielleicht erst die nächste Kollegengeneration durch. Und wie oft erzählen Berufstätige später von ihrem ersten Ausbilder - was sie bei ihm alles gelernt haben und wie sie damals von der Ausbilderin den entscheidenden Tipp bekommen haben, den sie bis heute beherzigen.

Und umgekehrt ist es genauso. Wir sitzen auch im Schatten der Bäume, die andere vor uns gepflanzt haben.  Niemand der ersten Kämpferinnen und Kämpfer gegen die Rassentrennung in Amerika hätte sich träumen lassen, dass es einmal einen Präsidenten mit dunkler Hautfarbe geben würde. Und doch ist es geschehen. 

Das ist der Vertrag der Generationen. Die einen säen und die anderen ernten. Die einen pflanzen Bäume und die anderen dürfen in ihrem Schatten sitzen.

Ich bin überzeugt davon, dass das, wofür sich Menschen engagieren, irgendwann Früchte tragen wird.   Und was ich heute erreiche, das ist auch die Frucht, die andere längst vor mir gesät haben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15694
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