Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Dieses kleine Gedicht gefällt mir sehr.  Es ist ein Trostgedicht für Menschen, bei denen gerade etwas so richtig schief gelaufen ist.

„Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weiter gehen."

Mir gefällt an dem kleinen Gedicht so gut, dass es klingt wie die moderne Übertragung eines Psalmgebets aus der Bibel (Ps 8). In dem steht ganz ähnlich:

„Wenn ich den Himmel sehe (Gott), deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitest hast, was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst...?

Du hast ihn wenig geringer gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast Du ihn gekrönt".

Das ist das Bild, das Gott sich von uns Menschen macht. Wir sind gekrönte Häupter. Und da macht es gar nichts, wenn uns mal ein Zacken aus der Krone bricht, wenn etwas schief gegangen ist. In Gottes Augen sind wir trotzdem immer noch Königinnen und Könige. Das geht uns nicht verloren. Egal, was passiert. Die Krone kann man wieder richten.

Ich gebe zu, ich kann das selbst nicht immer so sehen. Vor allem dann nicht, wenn mich jemand verletzt hat oder wenn ich einen Fehler gemacht habe, der nicht wieder gut zu machen ist. Oder ich habe mich angestrengt, aber die Anstrengung war ganz umsonst.

Das erleben viele, zum Beispiel auch Menschen, die sich auf eine Arbeitsstelle bewerben. Sie haben Träume, wie gut es wäre, diese Stelle zu bekommen. Sie stellen sich schon vor, wie sie dort arbeiten und leben werden. Sie haben den Schritt mit der Familie besprochen, sich so viel Mühe gemacht mit den Bewerbungsunterlagen.  Und dann kommt die Absage. Jemand anderes hat das Rennen gemacht. Das verletzt. Wer das schon einmal erlebt hat, der weiß, wie die Krone der Selbstachtung da ins Rutschen kommen kann.

Das kleine Gedicht sagt - es  gibt auch ein Leben nach dem Scheitern.

„Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weiter gehen".

Und im Psalm in der Bibel habe ich gefunden, warum das funktioniert.

Weil ich immer mehr bin als irgendein Misserfolg.

Ich bin nicht das, was  mich in einem Moment  umwirft. Ich kann mich auch so sehen, wie Gott mich sieht, „mit Krone", wie eine Königin in die Welt gesetzt.

Darum geht das: „hinfallen aufstehen, Krone richten, weiter gehen." Weil Gott  mich mit einer Krone geschaffen hat, die bleibt. Unsichtbar zwar. Aber unzerstörbar.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15693
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