Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Kennen Sie das? Sie fühlen sich klein und verloren. Klein angesichts dessen, was andere Menschen so sind und was Sie so alles können. Oder verloren in der unüberschaubar großen Masse von Menschen, ein Sandkorn am Strand, ein Tropfen im Ozean.

Ich hab' einen Text entdeckt, der genau das umdreht. Er beschreibt die Schönheit des Gefühls klein und unbedeutend zu sein, ein Mensch von unzählig vielen zu sein. Der Text ist von Luise Rinser und sie schreibt:

Heute fürchte ich nichts, heute zeige ich mich freimütig schutzlos dem Tag und wage mich zu freuen, weil ich lebe, weil ich auf eine Art lebe, die nur ich weiß und kann. Ein Leben unter Milliarden, aber das meine, das etwas sagt, das kein anderer sagen kann... Schön ist es, älter zu werden, erlöst von sich selbst, von der gewaltigen Anstrengung, 'etwas zu werden', etwas darzustellen in dieser Welt, gelassen sich einzufügen irgendwo ...und überall man selbst zu sein und zugleich nichts weiter als einer von Milliarden."*

Ich mag diesen Text, weil er auf besondere Weise das ausdrückt, was auch Teil meines Glaubens ist: Jeder Mensch ist kostbar, jeder Mensch ist etwas Einmaliges mit einem ganz bestimmten Platz in dieser Welt, mit seiner ganz bestimmten, begrenzten Zeit. Jeder Mensch, fragen Sie, wirklich jeder Mensch? Ja, jeder! Mit all seiner Freiheit, sein leben einmalig und kostbar zu halten. Oder es zu verschwenden, zu verschleudern oder gar zum Schaden der anderen zu machen und sich so seine Kostbarkeit zu verspielen.

Jeder Mensch ist kostbar, von Anfang an, darum ist es auch so wichtig, gerade auch mit den kleinen Menschen so behutsam umzugehen.     Darum ist es auch so wichtig, mit sich selbst gut umzugehen und sich dann mit Vertrauen und Freude einzufügen in die Unmenge anderer Menschen, die so kostbar sind wie ich selbst.                      

 

*Quelle: „Für jeden neuen Tag- Gedanken, Geschichten, Gebete", Heft 42, hrsg. v. AMD, Berlin 2013, S. 29.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15643
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