SWR1 3vor8

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„Habt Vertrauen in euch, nützt euer Potenzial, beweist gesunden Menschenverstand und achtet auf euer Bauchgefühl." Mit solchen und ähnlichen Worten entlässt in diesen Wochen so mancher Direktor die Schülerinnen und Schüler. Heute wird in vielen Kirchen gelesen, wie Jesus seine Jünger entlassen hat. Jünger ist übrigens das deutsche Wort für das griechische „Schüler". Diese Jünger oder Schüler waren eine zeitlang bei Jesus in die Schule gegangen, und jetzt entlässt er sie und schickt sie aus zu wildfremden Menschen. Jesus bereitet sie schonungslos auf das vor, was sie erwartet: „Ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe", sagt er, und schickt sie ohne allen äußeren Ballast los, nur mit dem, was sie in sich tragen: „Nehmt kein Geld mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe." Und so sollen sie Menschen erstmal Frieden wünschen. „Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als erstes: Friede diesem Haus!" Die Jünger können darauf hoffen, dass die Leute sie bewirten, und dürfen das auch mit bestem Gewissen annehmen. Und dann dürfen und sollen die Jünger tun, was Jesus tut: Kranke heilen und den Menschen sagen, dass Gott ihnen nahe ist.
Da, wo man nichts von ihnen wissen will, sollen sie wieder gehen. Sie müssen keine bestimmte Erfolgsquote erreichen. sondern auch diesen Menschen sagen, dass Gott nahe ist, und hinzufügen: Ihr schadet euch selber, wenn ihr euch dieser Botschaft verschließt.
Das Lukasevangelium erzählt auch, wie sich die Jünger dann wieder mit Jesus treffen und begeistert von ihren Erfolgen erzählen. Dass wirklich Menschen gesund geworden sind, wenn sie im Namen Jesu für sie gebetet haben. Dass sie Dämonen in Schach halten konnten. Jesus sagt darauf: Freut euch nicht vor allem über eure Erfolge, sondern darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind.
Beim Lesen dieser Zeilen aus dem Lukasevangelium staune ich wieder einmal, dass Jesus sein Werk Menschen die Hände gelegt hat. Er gibt ihnen ja nicht irgendeinen x-beliebigen Auftrag, sondern sie sollen tun, was er tut: von Gott sprechen und ihn für Menschen erfahrbar machen. Das traut er ihnen zu und vertraut er ihnen an.
All denen, die jetzt aus der Schule oder der Lehre entlassen werden, wünsche ich, dass man ihnen etwas zutraut und dass sie dem nachgehen, was ihnen wichtig ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15636
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